On Tour with WWE (9): Horror-Trip für Bret und Owen Hart

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Montag, 23 Dezember 2024 um 12:02
wwe on tour 9

In den Neunzigern war Power-Wrestling bei den großen Tour von WWE (WWF) stets ganz dicht dran! Wir veröffentlichen Original-Erlebnis-Berichte von Wolfgang Stach aus dieser Zeit. Im neunten Teil geht’s in den Frühsommer 1994.

Falls du die Reihe chronologisch lesen möchtest, findest du hier den ersten Teil.

Unsere Classic-Reihe mit den bisher nur im kleinen Publikumskreis veröffentlichten WWF-/WCW-Tourberichten aus den Jahren 1992 bis 1994 neigt sich so langsam dem Ende. Mittlerweile sind wir im Frühsommer 1994 angekommen, als PW-Herausgeber Wolfgang Stach die Möglichkeit erhielt, bei der damaligen World Wrestling Federation während der Deutschland-Tournee hinter die Kulissen zu blicken.

Die Stationen dieser WWF-Tour: 29.5. Nürnberg (Frankenhalle), 30.5. Stuttgart (Hans-Martin-Schleyerhalle), 31.5. Memmingen, 1.6. Kassel (Sporthalle), 2.6. Berlin (Deutschlandhalle). Beispielhaft die Ergebnisse des Abschlussabends aus der Hauptstadt: Sparky Plugg bes. 1-2-3 Kid; The Bushwhackers bes. Adam Bomb & Kwang; Yokozuna bes. Mabel; Tatanka bes. IRS; WWF Tag Team Champions The Headshrinkers bes. The Quebecers; WWF-Champion Bret Hart bes. Owen Hart. Nachfolgend der damalige Artikel von Wolfgang Stach:

UNGEHINDERT DAS HEILIGSTE BETRETEN

Ende Mai, Anfang Juni fand die inzwischen elfte Tour der WWF durch Deutschland statt. Für mich persönlich sollte es eine ganz besondere Tour werden. Nicht nur, dass Owen Martha und Sohnemann Oje mitbrachte und ich für die Hart-familie den Chauffeur spielte, besorgte mir Owen als Dank hierfür einen Backstage-Pass, und so durfte ich mich ungehindert im Heiligsten der WWF bewegen. Ich muss sagen, es war schon ein Erlebnis! Gleichzeitig kann ich exklusiv für euch berichten, wie es sich dort abspielt.

Was mir im Gegensatz zur WCW auffiel, wo ich mich dank Davey Boys und Brian Knobbs‘ Fürsprache ja auch backstage aufhalten durfte, war, dass bei der WWF alles besser organisiert war und nicht so hektisch ablief (zumindest was die Wrestler anbelangt). Michaela von Mama Concerts, Carsten Schaefer und andere Offizielle waren zwar ständig in Action, bei den Wrestlern selber ging es aber wirklich sehr ruhig und harmonisch zu.

Wer etwa geglaubt hatte, dass der absolute Superstar der WWF, Bret Hart, einen luxuriösen Einzel-Umkleideraum hat, sieht sich getäuscht. So teilte er sich in Berlin unter anderem den Umkleideraum mit den Headshrinkers.

Für die Versorgung der Jungs ist im Catering exzellent gesorgt. Dort gibt es so alles, was das Herz begehrt: Steak, Putenbrust, Hühnerschenkel, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Gemüse, Obst und Nachtische jeder Art. Zu trinken wurde Eistee, natürlich Coca-Cola (beides wurde am stärksten nachgefragt), Limonade, Mineralwasser, Tee, Kaffee und auch alkoholfreies Bier ausgeschenkt.

Da viele nach der Show zu kaputt sind, um auszugehen oder hierzu einfach keine Lust haben, können sie etwas bestellen, was dann in Warmhaltepackungen nach der Veranstaltung bereit steht (diese Idee kam übrigens von Owen, den man nach den Shows nur in allerseltensten Fällen in der Hotelbar sieht und der sich meistens direkt ins Zimmer zurückzieht.)

KARTEN UND COUNTRY ZUR ABLENKUNG

Bis zu den Kämpfen kann jeder Wrestler so ziemlich machen, was er will. Die Shrinkers spielen meistens Karten (ab und zu zeigt Sammy, der im Mai übrigens von Allentown in Pennsylvania ins sonnige Florida umgezogen ist, auch seine Karten-Zaubertricks). Bret, der auch den Spitznamen „Murmeltier“ verdient hätte, bleibt oft im Bus und schläft noch eine Runde. Owen liest sehr oft oder hört im Walkman seine geliebte Country-Musik (sehr viele WWFler hören übrigens Country-Musik; zu den begeistertsten Country-Liebhabern zählt Paul Bearer).

Ab etwa einer Viertelstunde vor dem Kampf lässt man die Jungs aber besser in Ruhe. Dann beginnen sie sich nämlich körperlich und mental vorzubereiten. IRS etwa macht Dutzende von Liegestützten, so dass es einem schon schwindlig werden kann. Die Headshrinkers und die Quebecers üben vor den wandhohen Spiegeln, die praktisch in jeder Halle zu finden sind, ihr Auftreten und ihr Gimmick. Die Bushwhackers verbreiten stets gute Stimmung, und die Offiziellen versuchen, alles für die Jungs bereit zu haben.

Unmittelbar vor dem Einmarsch gibt es dann noch die letzte Abstimmung mit den Offiziellen, und dann geht es los. Viele Wrestler schauen sich die Kämpfe ihrer Kollegen übrigens von hinter dem Vorhang an. Chief Jay Strongbow, WWF-Tourchef, beobachtet jeden Kampf mit Argusaugen und achtet darauf, dass jeder auch wirklich Topleistung zeigt (oder es zumindest versucht; man kann nicht immer seinen Besttag haben). Läuft es einmal nicht so, wie geplant, dann müssen sich die Jungs auch schon einmal geharnischte Kritik anhören.

Viele sagen: „Es ist ja sowieso alles nur Show“. Diese „Kritiker“ sollten sich die Jungs mal ansehen, wenn sie in den Backstagebereich kommen. Das Zwerchfell hebt sich bis zum geht-nicht-mehr, der Schweiß läuft in Strömen, und es dauert Minuten, bis sich die Jungs soweit erholt haben, dass sie unter die Dusche gehen können. Ein, zwei Kilo Gewichtsverlust pro Kampf sind keine Seltenheit.

KLARES KALTES WASSER IN KASSEL

Um so schlimmer ist es dann, wenn in manchen Hallen, wie etwa in Kassel, nur Kaltwasserduschen möglich sind. Nicht nur, dass diese für den Kreislauf des überhitzten Körpers schädlich sind, ist es auch nicht gerade angenehm. So war es dann kein Wunder, dass die wenigsten dort duschten, sondern es so schnell wie möglich mit dem Bus ins Hotel ging.

Mit meinem Wagen brauchte ich knapp zehn Minuten. Als wir dort ankamen, atmete Owen noch immer schneller als gewohnt. Alles Show?!

Doch gehen wir die Tour chronologisch durch. Sehr gut passte, dass die Show in Nürnberg schon um 18:00 Uhr begann. So blieb dann noch genug Zeit, sich im Anschluss daran noch etwas die überaus schöne Stadt anzusehen.

Die „Sightseeingtour“ begann im nahe an der Arena gelegenen Parteitagsgeländer der NSDAP, wo Martha die ersten Meter ihres Videofilms verbrauchte. Nach einem Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt Nürnbergs ging es dann zum Chinesen, wo Owen seine verbrauchten Energievorräte wieder auffüllte (zu seinen Lieblingsspeisen zählen übrigens Wan-Tan-Suppe, Frühlingsrolle, Hühnerbrust süß-sauer und Rindfleisch mit Brokkoli). Wegen der relativen Abgeschiedenheit des Backstage-Bereichs verlief die Abfahrt in Nürnberg unproblematisch.

Anders am nächsten Tag in Stuttgart. Dort war die Stimmung ohnehin sehr aufgeheizt, da das dortige Ordnungsamt in Absprache mit dem Polizeipräsidenten für Unter-14-jährige absolutes Hallenverbot angeordnet hatte und 14- bis 16-jährige nur mit ihren Eltern in die Halle durften.

Bret scheint in Stuttgart als eine Art Gott verehrt zu werden. Nur so lässt sich erklären, was im Anschluss an die Veranstaltung passierte.

ÄRGER BEI DER AUSFAHRT

Der Backstage-Bereich und der Bus-Parkplatz sind von den Abgangswegen und der der Straße sehr gut einsehbar. So sahen natürlich auch alle, wie Owen in meinen Wagen einstieg, in dem bereits Martha und der damals 26 Monate alte Oje warteten.

Da die Security aus mir unverständlichen Gründen keine Ordnung vor dem Ausfahrtstort hielt und dort keine Absperrungen einen Weg freihielten, musste ich mich mit dem Wagen durch die Menge quälen. Einige Vollidioten nahmen die Gelegenheit wahr und klopften wie die Irren auf den Wagen. Auch dass Oje aus Angst zu Weinen anfing, störte diese Individuen wenig.

Und es kam noch „besser“! Einige Arschlöcher, anders kann man diese Personen nicht bezeichnen, warfen sogar mit Steinen auf den Wagen! Glücklicherweise traf nur einer die Radabdeckung. Zum Glück schaltete die rote Ampel schnell auf grün (es ist unmöglich, dass die Ordner nicht von sich aus die Ampelanlage beeinflussen können.)

Nicht viel besser erging es Bret, der in einem Chrysler-Minibus fuhr. Der Wagen kam kaum durch die Menschenmenge. Folge war, dass die Leute vor Begeisterung eine große Beule in den Wagen klopften!

Es ist mir absolut unverständlich, dass die Abfahrtswege nicht besser geschützt werden und die Fans bereits vorher durch Absperrgitter und einige Ordner auf (geringer) Distanz gehalten werden. Noch unverständlicher ist es mir aber, wie einige so fanatisch sein können, trotz eines Babys im Auto gewalttätig zu werden.

Es ist klar: Owen gilt wegen seiner Fehde mit Bret als Ober-Bösewicht. Und er bringt dies auch sehr gut rüber. Buh-Schreien, Auspfeifen, meinetwegen auch verbale und visuelle Beleidigungen sind okay. Aber Gewalt darf nie, sei es politisch, sei es wegen Frust und erst recht nicht beim Wrestling, ein Mittel der Auseinandersetzung sein.

Wenige Minuten später war dieses aber wieder schnell vergessen. Am nächsten Tag stand dann ein Besuch des wunderschönen Stuttgarter Zoos auf dem Programm. Und dort wurde einem sehr schnell die Kehrseite der Berühmtheit vor Augen geführt: Kaum hatten wir nämlich den Tiergarten betreten, wurde Owen auch schon von einigen Kindern erkannt. Die Folge war, dass wir zwischen 20 und 30 Kinder im Schlepptau hatten. Manchmal kamen wir uns schon wie der Rattenfänger aus Hameln vor.

Man kann den Kindern ja keinen Vorwurf machen (wann bekommen sie schon einmal einen Superstar so privat zu sehen), aber, ehrlich gesagt, wurde es uns allen nach einigen Minuten äußerst lästig!

Man brauchte nur mal irgendwo stehen zu bleiben, schon war man von ihnen umringt. In Ruhe konnte man sich kaum etwas ansehen. Dazu kamen noch unaufhörliche Fragen, Autogramm- und Fotowünsche usw. So waren wir dann doch froh, nach fast drei Stunden endlich aus dem Zoo herauszukommen.

DIE HARTS GEHEN BADEN

Owen, Martha und Oje machten dann noch den Swimmingpool unsicher. Es ist erstaunlich, wie wenig Angst Oje vor dem Wasser hat. Ganz beherzt sprang er vom Beckenrand immer ins Wasser und hatte auch keine Angst, wenn sich Mama und Papa mal einige Meter von ihm entfernten. Dann paddelte er mit seinen Schwimmflügelchen wie ein kleiner Hund hinter ihnen her.

In Rekordzeit in Memmingen angekommen (die WWF hatte in Stuttgart übernachtet; und obwohl Owen, Sabine und ich eine Stunde nach den Bussen losfuhren, waren wir vor ihnen in der Halle), mussten wir erleben, dass die Ausfahrt vom Backstageparkplatz zur Straße genau durch den schmalen Abgangsweg der Fans führte.

Noch geschockt durch die Vorfälle des vorangegangenen Tages stellte uns Michaela dann vier „Car“guards von der Security zur Verfügung, die für uns ganz hervorragend den Weg zur Straße bahnten. So kamen wir von dort ungeschoren davon.

Sehr schön war es im Hotel. Es war nicht ganz so bevölkert, wie etwa das ins Kassel, und so kam man mit den Jungs schön ins Gespräch. Carl (Pierre von den Quebecers), der ja auch eine Zeitlang in der CWA kämpfte, erkundigte sich über das, was derzeit in der Promotion von Big Otto Wanz und Peter William los ist.

Mit Butch von den Bushwhackers wurde ein besonders herzliches Wiedersehen gefeiert und hatte ich Gelegenheit mit ihm ein kleines Interview zu führen. Kwang ließ sich den England-Tourbericht aus der „Power-Wrestling“-Ausgabe 2/1994 übersetzen. Kid machte seine üblichen Späßchen mit mir.

Besonders gut drauf war auch Sammy, der mir von seiner neuen Villa in Florida vorschwärmte und meine Frau und mich direkt dorthin einlud. Schließlich bildete sich eine kleine Clique, die sich dann gemütlich um einen Tisch versammelte.

Dort machte Sammy zuerst seine Späßchen, bis dann jemand über Rückenbeschwerden klagte. Dies war das Stichwort für Sammy (er ist übrigens der Cousin und nicht der Bruder von Yokozuna). Von seinem Vater Afa, der übrigens eine der besten Wrestling-Schulen der USA besitzt (eine halbjährige Ausbildung kostet nur 3.000 Dollar; hinzu kommen natürlich noch Flug, Unterkunft und Verpflegung), war er auch in Chiropraktik unterrichtet worden. Und mit wenigen Griffen befreite er alle Anwesenden von eventuellen Nacken- und Rückenbeschwerden.

Sammy ist eine Marke für sich. Bevor ich ihn bei einer der ersten Touren in Mannheim kennenlernte (Butch war „schuld“ daran; er hatte einfach meine Cola an Sammy weitergegeben), war ich ihm gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Wir kamen dann nach dem „Zwischenfall“ aber direkt ins Gespräch, und meine Meinung über ihn änderte sich um 180 Grad.

Sammy, für den das Wort Pünktlichkeit aber leider oft nur ein Fremdwort ist und der deswegen schon des Öfteren Ärger mit den Offiziellen bekam, ist einer der sympathischsten Männer in der WWF (er wurde übrigens am 29. Mai 30 Jahre alt). Wenn man einmal sein Vertrauen gewonnen hat, kann man mit ihm Pferde stehlen. So war es für ihn dann auch eine Selbstverständlichkeit, mich mit Yoko (Rodney) bekannt zu machen.

DER KAMPF GEGEN DAS KLO

In dem Zusammenhang wurde dann auch ein etwas pikantes Geheimnis gelüftet. Jeder hat sich wohl schon mal gefragt, was Yoko macht, wenn er im Flugzeug auf die Toilette muss. Diese sind ja schon für einen Normalgewichtigen eng genug.

Doch Rodney weiß sich damit einzurichten. Ab etwa sechs Stunden vor einem Langstreckenflug isst und trinkt er nichts mehr. Mit speziellen (erlaubten und ungefährlichen) Tabletten sorgt er dafür, dass er während des Flugs nicht mehr aufs Klo braucht.

Kaum ausgeschlafen ging es am nächsten Tag dann nach Kassel weiter, wo auch meine Frau Ingrid, Tanja und Guido zu uns stießen. Erneut eine Stunde nach den Jungs losgefahren, waren wir etwa eine halbe Stunde vor ihnen dort (was besonders bei den Offiziellen auf großes Wohlwollen stieß).

Mit Oje auch längere Strecken zu fahren, war kein Problem. Wenn er nicht gerade schlief, dann sagte er brav das Alphabet auf, zählte bis 20, erzählte seinen Namen, Adresse und Telefonnummer oder machte er irgendwelche Tierstimmen nach. Zwischendurch schallte dann immer wieder ein „Hi, Mom“, „Hi, Dad“, und „Hi, Wolfgang“ durch den Wagen (und das alles mit 26 Monaten!). Und immer wenn er Tanja ansah, gluckste er lachend vor sich hin!

In Kassel war der Backstagebreich erneut etwas unglücklich gelegen, wurde dort aber von den Ordern gut abgeschirmt. Da hier, wie schon geschrieben, die Duschen nur kaltes Wasser von sich gaben, duschten die Wrestler dort nicht. Owen sprintete nach seinem Kampf direkt zum Auto, das zentimetergenau vor dem Bus vor dem Ausgang parkte, war dort binnen 20 Sekunden, und eine Minute nach dem Kampf waren wir bereits an der Autobahn Richtung Innenstadt. Dort duschte Owen dann schnell, und nur wenige Minuten später ging es nach Downtown Kassel und dort erneut zum Chinesen.

(In der Halle hatte ich zuvor noch Glück gehabt, dass ich nicht eine unfreiwillige Dusche abbekam. Ich hatte mich nämlich hinter Sammy geschlichen, um ihm einen Streich zu spielen, als plötzlich Fatu das Mineralwasser nicht schmeckte und er es nach hinten ausschüttete. Wäre ich nur zwei Zentimeter weiter gewesen, hätte ich es voll ins Gesicht bekommen. Sammy meinte nur, dass es die gerechte Strafe für meinen geplanten Streich gewesen wäre.)

DIE RÜCKKEHR DER 5,20-MARK-MÄDCHEN

Nach dem leckeren Essen wieder im Hotel angekommen, verging einem aber schnell die Lust und Laune, denn dies war proppenvoll. Vor allem waren dort mehr 5,20-Mark-Mädchen als in allen anderen Hotels zusammen. Es war wirklich zum Teil mehr als peinlich, was sich dort abspielte. So ging es dann schnell ins Bett.

Am nächsten Tag ging es dann in die Bundeshauptstadt Berlin. Zuvor wurde aber von einigen besonders eifrigen Fans der Kindersitz in meinem Wagen fotografiert (wohlgemerkt: Oje befand sich noch in seinem Zimmer; na ja, wenn es ihnen gefiel).

Die Fahrt nach Berlin war eine einzige Strapaze. Sechseinhalb Stunden brauchten wir für die rund 380 Kilometer. Vor einer 200-Meter-Baustelle staute sich der Verkehr 45 Minuten lang! Für mich immer wieder ein – unverständliches – Wunder. Glücklicherweise hatte ich mir damals eine Klimaanlage ab Werk einbauen lassen, denn bei Außentemperaturen von zum Teil über 30 Grad wäre es sonst alles andere als schön gewesen.

Knatschig waren auch die Wrestler (die mit dem Bus sowieso nicht immer Glück hatten; so hatte sich einer der Fahrer auf dem Weg von Nürnberg nach Stuttgart verfahren und fand sich plötzlich auf der Autobahn Richtung München wieder; in Berlin ging einer der Busse sogar kaputt). Während wir wenigstens noch vor dem Event im Hotel einchecken konnten, fuhren sie direkt in die Arena.

Nach der Veranstaltung hieß es dann von Owen Abschied zu nehmen, da „Wake-up-Call“ bei den Wrestlern um 5:30 Uhr war. Ihre Maschine nach Mailand ging um 9:30 Uhr.

Die Events in Italien waren, wie mir später erzählt wurde, ein absoluter Flop. Zu einer Veranstaltung kamen 500 Zuschauer und zur zweiten immerhin knapp 1.000. Im Hotel mussten sich zwei Zimmer jeweils eine Toilette und Badezimmer teilen usw.

PLANE RIDE FROM HELL

Als wahrer Horrortrip erwies sich für Bret und Owen die Rückreise (Bret wollte eigentlich auf eine schnellere Verbindung umbuchen, da Sohnemann Jade am 4. Juni vier Jahre alt wurde, aber es hatte leider nicht geklappt). So ging es dann per Flugzeug von Mailand nach Rom, von dort über London nach New York, Chicago, Salt Lake City, Vancouver und dann endlich nach Calgary. Sie brauchten zwölf Stunden (!) länger, als wenn die WWF Direktverbindungen gebucht hätte.

Der Hintergrund war der, dass Titan Sports ein Abkommen mit British Airways hat und sehr günstige Sonderkonditionen bekommt. So wird dann – ohne Rücksicht auf die Wrestler – gebucht, was gerade frei ist.

Hier sollte sich Vince mal einen Ruck geben und mehr an die Leute denken, denn eine derartige Tour ist überaus anstrengend. Zudem sind die Jungs ohnehin sehr wenig zu Haus. Owen etwa war in den zwei Monaten vor der Tour insgesamt fünf Tage (!) in Calgary, und bei Bret sah es nicht viel anders aus. Dass darunter das Familienleben stark leidet, dürfte wohl verständlich sein.

Martha flog einige Stunden später vom Ostberliner Flughafen Schönefeld nach Toronto und von dort nach Calgary, wo dann zwei Tage später ein Wiedersehen mit Owen gefeiert wurde.

Viel zu schnell waren damit sechs zwar anstrengende, insgesamt aber wunderschöne Tage zu Ende gegangen.

Eines der wichtigsten Dinge für mich war dabei, dass ich Owen immer pünktlich am Hotel und abends in der Arena abgesetzt habe. Normalerweise erlauben die Offiziellen den Jungs nicht, im Auto von Freunden mitzufahren. Da Owen aber seine Familie mithatte, er ohnehin als sehr zuverlässig galt und ich ihn in der Vergangenheit immer pünktlich abgesetzt hatte (er hatte es immer geschafft, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen), erlaubten ihm Chief Strongbow und Rene Goulet es auch diesmal wieder.

Sie machten uns beiden aber klar, dass sie dafür absolute Pünktlichkeit erwarteten. Und ich war froh, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen erfüllen konnte. Denn wer den Chief kennt, weiß, dass er nicht gerade kleinlich im Aussprechen von Strafen ist. So musste etwa Sammy einmal 300 Dollar Strafe zahlen, bloß weil er eine Minute (!) zu spät war. Und so war dann Chiefs Äußerung: „Owen, I trust you and I trust your friend, so you can take the car” für mich absolute Verpflichtung.

Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Michaela von Mama Concerts bedanken, die wiederum einiges erst möglich machte. Ein großes Dankeschön geht auch an Obertourleiter Jake Duncan sowie die WWF-Offiziellen Chief Jay Strongbow und Rene Goulet, die mir backstage alle möglichen Freiheiten einräumten, die ich vorher nie für möglich gehalten hatte. Danke auch an Sabine und Carsten, die auch die Tour verschönten.

Die "On Tour With WWE"-Reihe mit den Erlebnissen aus den frühen Neunzigerjahren besteht aus insgesamt 10 Teilen, die wir hier auf Power-Wrestling.de in nächster Zeit wiederveröffentlichen. Folge uns auf einem der nachfolgend genannten Kanäle, um den nächsten Teil nicht zu versäumen.

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