Wenn
WWE-Präsident Nick Khan spricht, hört die
Wrestling-Welt genau hin.
Im Gespräch mit Bill Simmons ließ Khan tief blicken
und platzierte mehrere Seitenhiebe in Richtung AEW.
WWE-Boss Khan über überfüllte Roster und klare Prioritäten
Als
der Moderator seinen Gast fragte, ob WWE derzeit nicht zu viele Talente
verpflichtet, wurde Khan deutlich: „Wir werden keine Leute unter Vertrag nehmen
und sie dann auf die Bank setzen. Wir verpflichten nur Leute, die wir auch
einsetzen wollen.“
Und er fügte hinzu: „Wenn eine andere Organisation Leute
verpflichtet und sie dann nicht einsetzt … nun, wir würden das nicht tun.“
Ein subtiler Seitenhieb auf den Konkurrenten AEW, bei dem
der große Kader nicht selten ein viel diskutiertes Thema ist. Vor allem, wenn prominente Namen
wochenlang nicht zu sehen sind.
„Was die andere Wrestling-Promotion angeht: Sie haben viele
talentierte Wrestler. Das freut uns“, sagte er. „Wenn sie vertraglich verfügbar sind und
Gespräche möglich sind, kann man davon ausgehen, dass einige zu uns wechseln.“
Das klang höflich, aber nur auf den ersten Blick. Die unterschwellige Botschaft: Ihr entwickelt, wir
profitieren. Überspitzt gesagt: Wir picken uns am Ende die Rosinen heraus.
Wem Nick Khan Respekt zollt – und wem nicht
Obwohl sich Nick Khan im Umgang mit der Konkurrenz
diplomatisch zeigt, bleibt der leicht spöttische Unterton unüberhörbar.
„Ich habe großen Respekt vor dem Vater, der das alles
finanziert. Ihm gehören ja auch die Jacksonville Jaguars und vieles mehr.“
Gemeint ist Shad Khan, milliardenschwerer Unternehmer und
Vater von AEW-Präsident Tony Khan.
Die Art, wie der WWE-Boss über die Konkurrenz spricht, ist
nicht neu. Sie erinnert an die Zeiten des Monday Night War zwischen Monday
Nitro und Monday Night Raw.
Der damalige WWE-Chef Vince McMahon sprach stets von Ted
Turner und dessen finanzieller Übermacht als Geldgeber von WCW. Eric Bischoff,
der kreative Strippenzieher hinter Nitro, wurde von ihm hingegen kaum erwähnt.
Ob bewusst oder instinktiv, Nick Khan wandte hier die
gleiche Taktik an.
Zur Einordnung: Zweifellos hat das Vermögen von Shad Khan in
der Frühphase von AEW für den nötigen finanziellen Background gesorgt. Inzwischen profitiert
die Promotion aber vor allem von einem lukrativen TV-Vertrag mit Warner Bros.
Discovery.
Erwähnen sollte man in diesem Zusammenhang allerdings, dass auch Tony Khan in der Vergangenheit ganz gern austeilte. Beispielsweise in der folgenden Promo aus dem Mai 2021, die sich direkt an seinen Namensvetter richtete.
Und plötzlich ist WWE der Underdog
Gleichzeitig möchte Nick Khan aber wohl auch den Eindruck
vermeiden, als würde man bei WWE auf einem hohen Ross sitzen. Im Gegenteil: Er
positioniert die Company lieber als Außenseiter.
„Bei WWE sind wir immer der Underdog. Wir haben immer das
Gefühl, dass wir unterschätzt werden, dass man auf uns herabblickt. Und das
gefällt uns. Ihr könnt gerne gegen uns wetten. Dann zeigen wir euch, was wir
können!“
WWE als internationaler Mediengigant mit Milliardenbewertung
als ein Außenseiter? Wohl nur mit viel Fantasie.
Denn was den finanziellen Erfolg angeht, kann kein anderes Unternehmen dem Platzhirsch auch nur annähernd das Wasser reichen. Dazu hat man in den vergangenen Jahren einfach zu gute Arbeit geleistet.
Letztlich ist es aber auch ein klassischer Schachzug des WWE-Präsidenten: Sich klein machen, um am Ende noch größer dazustehen.
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