Ich habe nicht alles gesehen, aber ich war ohne Frage sehr wachsam. Obwohl ich für eine Weile verschwunden war, muss ich immer mal wieder einen Blick auf das Produkt werfen. Um zu sehen, ob es von den richtigen Leuten repräsentiert wird. Ich bin ein Fan von Drew. Ich erkenne an, was er geleistet hat. Ich erkenne auch die lange Reise an, die er für diesen Erfolg hinter sich gebracht hat. Dennoch stelle ich mir eine Frage: Ist er bereit? Das wissen wir erst, wenn er mit mir in den Ring steigt.
Können wir in deiner Strategie am Sonntag im Match gegen Drew irgendwelche Überraschungen erwarten?
Ich glaube nicht, dass du irgendwelche Überraschungen bekommst. Wenn du ein logisch denkender Mensch bist, der Drews Stärken versteht, dann ergeben sich daraus auch die Lücken in seiner Verteidigung, auf die du abzielen musst.
Wenn es darum geht, einen Gegner logisch zu zerstören, dann wirst du an meinem Vorgehen nichts Überraschendes finden.
SPORTLER HABEN BEI WWE EINEN KLAREN VORTEIL
WWE-Superstars haben ihren Weg aus so vielen unterschiedlichen Bereichen ins Seilgeviert gefunden: Profi-Football, Mixed-Martial-Arts, Olympisches Gewichtheben, Rugby und einiges mehr. Glaubst du, es ist ein Vorteil, aus kompetitiven Sportarten zu WWE zu kommen?
Ein tausendprozentiges Ja. Es besteht kein Zweifel, dass es dir einen Vorteil bringt. Ob es um das Reden am Mikrofon geht oder die athletische Darbietung eines neuen Handwerks: Du hast ganz offensichtlich einen körperlichen Vorteil, je nachdem aus welchem Bereich zu kommst. Ansonsten wärst du bisher kein „professioneller Sportler“ gewesen. Du kommst als Profi-Sportler nicht durch, wenn du es faken willst. So funktioniert das nicht. Von dir wird immer eine Leistung erwartet. Und wenn du den Job nicht erfüllst, dann fällst du durchs Raster.
Außerdem lernst du den Umgang mit den Medien. Du erlernst die Fähigkeit, mit jeder Situation umzugehen. Als NFL-Spieler bist du ständig im Live-Fernsehen. Das ist auch ein Vorteil, die Frage stellt sich gar nicht. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Trottel.
Fallen dir Sport-Stars ein, die es deiner Meinung nach als WWE-Superstar schaffen könnten?
Weißt du, ich kann mir bei vielen vorstellen, diesen Wechsel hinzubekommen. Wollen sie es auch? Ich glaube, diejenigen, die das Zeug dazu haben, sprachen bisher nicht einmal darüber.
Ich denke, gerade im Profi-Football findest du zahlreiche Spieler, die diese Veränderung durchlaufen könnten. Das sage ich nicht aus Sicht des Ex-Profi-Football-Spielers, sondern als Realist. Wenn du weißt, was sie durchmachen, was sie für eine Arbeitseinstellung mitbringen, ihre Detailgenauigkeit, der clevere Umgang mit den Medien.
Rugby kommt für mich direkt dahinter.
WWE Hall of Famer Bill Goldberg ist gut drauf - (c) 2021 WWE. All Rights Reserved.
FÜR GOLDBERG WAR WRESTLING NUR ZWEITE WAHL
So sich der gebürtige Texaner vom Mann aus Oklahoma allerdings maßgeblich unterscheidet: Austin wuchs als leidenschaftlicher Pro-Wrestling-Fan auf. Bei Goldberg spielten die Schaukämpfe nur eine untergeordnete Rolle. Als Kind in Tulsa schaute er dann und wann die Matches: „Wir bekamen das Wrestling aus Texas im Fernsehen. Das sah ich gemeinsam mit meiner Oma. Leute wie (Bruiser) Brody und die Von Erichs.“
William Scott Goldbergs wahre Leidenschaft war jedoch der US-Sport #1; American Football. Am College spielte er Football in Atlanta: „Mein Zimmernachbar war Kevin Green, der mich damals bereits zum Wrestling lenken wollte und dafür wie gemacht hielt.“ Green war selbst Wrestling-interessiert und landete Jahre später als NFL-Promi auch bei der WCW als Gaststar. Zu der Zeit wollte Goldberg davon nichts wissen. Er wollte im Stammkader einer NFL-Mannschaft spielen. In Atlanta legte er sich mit zu vielen Party-Exzessen erst selbst Steine in den Weg. Eine Saison bei den L.A. Rams blieb wenig erfolgreich. Und nach einer Zeit in der World League of Football kam 1992 das Interesse der Atlanta Falcons. Nun waren es aber Verletzungsprobleme, die Goldberg wieder nicht durchstarten ließen.
Dabei war der Football-Erfolg immer sein Ziel: „Ich bin ein Teamplayer. Ich mag es, mit anderen ein Ziel zu verfolgen. Ein Spielzug beim Football dauert 18 Sekunden. In dieser Zeit kannst du so viel über das Leben und die Menschen lernen.“ Zudem hegte er immer eine Leidenschaft dafür, Leute auf dem Spiel einfach aus dem Weg zu räumen. Das Archaische eines solchen Spiels würde er lieben. Nur Football habe ihm dieses besondere Gefühl vermittelt.
Entsprechend orientierungslos schien Goldberg mit Ende 20, als der NFL-Traum keine Perspektive mehr hatte: „Mich traf man daraufhin nur noch bei Main Event Fitness. Ich habe mehr Gewichte gestemmt, als jemals ein Mensch stemmen sollte“, beschrieb er seine Ersatzbefriedigung. In Atlanta war er auch bereits mit dem Wrestling in Verbindung gekommen, außer Diamond Dallas Page, die Steiner Brothers und Sting kannte er jedoch niemanden so wirklich: „Die Persönlichkeiten waren alle so unterschiedlich, ich wusste das Wrestling gar nicht wirklich einzuschätzen.“ Wrestling fand er wenig attraktiv: „Die paar Mal, wenn ich davon was sah, wollte ich damit eigentlich nichts zu tun haben.“
Und dennoch landete Goldberg schließlich im Power Plant, damals der Name der Trainingsschule von World Championship Wrestling. Unter der Leitung von Sgt. Buddy Lee Parker übte Goldberg nun das Wrestling. Eine neue Einnahmequelle musste schließlich her, sein Buchhalter hatte ihn bereits drauf hingewiesen. Parker macht Bill heute dafür mitverantwortlich, dass er in dieser Zeit beim Training dranblieb: „Wenn nicht jemand wie Sgt. die Angelegenheit geleitet hätte, weiß ich nicht, ob ich so weit gekommen wäre.“ Der heute 57-jährige, der seit 1989 selbst für WCW in den Ring gestiegen war, trieb Goldberg an. Der gegenseitige Respekt war vorhanden. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Typen, auf die Goldberg während seiner Zeit im Powerplant traf: „Ich galt als schwieriger Zeitgenosse, das ist alles sehr gut dokumentiert. Es ist einfach so, dass ich lange kaum jemandem vertraut habe, da 90 Prozent er Leute mich versuchten, zu ihrem Vorteil zu lenken.“
Die Konkurrenz unter den Schülern war groß. Alle wollten ins WCW-Fernsehen. Viele großgewachsene Kerle standen im Power Plant im Ring, doch keiner brachte bei diesem Körperbau auch die Athletik mit wie Goldberg. Der Ex-Spieler der Falcons steckte das Wrestling-Training leicht weg. Das konnte ihn nach eigener Aussage nicht mürbe machen, wenn man Jahre zuvor unter der heißen Sonne Georgias in voller Football-Montur die Drills für die NFL-Einsätze über sich ergehen lassen musste. Letztlich blieb Goldberg nur sechs kurze Monate im Power Plant, ehe er in ersten Dark-Matches bei WCW-Events eingesetzt wurde. Entsprechend noch völlig grün, was sein Wrestling anging.
GOLDBERG: WETTKÄMPFER STATT DARSTELLER
Du hast Erfolge in Film und Fernsehen feiern können, „The Longest Yard“ ist ein besonderes Highlight. Können wir von dir in Zukunft mehr Filmrollen erwarten?
Ich sage den Leuten gern, dass ich ein Wettkämpfer bin, kein Darsteller. Ich habe nie danach gestrebt, ein Fernseh-, Filmstar oder dergleichen zu werden. Ich mache dahingehend keine Pläne. Aber mir hat es auch immer Freude bereitet, etwa in „The Goldbergs“ oder bei „NCIS“ mitzuwirken. Wir haben auch gerade eine neue Sache in der Entwicklung, eine Actionserie. Dann gibt es noch diese Auto-Show … ich mag es, Dinge zu tun, die mir Spaß machen.
Eine Serie im Stil vom „A-Team“ zu drehen, mit mir in einer Hauptrolle? Das ist ganz mein Fall. Eine Auto-Show zu produzieren und quer durchs Land zu fahren? Das liebe ich.
Strebe ich jedoch danach, dieser Kerl im Fernsehen zu sein? Absolut nicht. Ich kann es mir für meine Zukunft auch nicht vorstellen, etwas zu machen, das sich zu deutlich von dem entfernt, wie ich mein alltägliches Leben lebe.
Stone Cold Steve Austin erzählte kürzlich davon, wie er mit dir an Flughäfen verwechselt wurde. Die Leute riefen ihm „GOOOLDBERG!“ hinterher. Bist du auch schon mit „STONE COLD“-Rufen konfrontiert worden?
Zuallererst sollte er sich natürlich geschmeichelt fühlen, denn ich sehe deutlich besser aus als er.
Die Verwechslungen haben uns beide früher total angepisst. Mittlerweile haben wir uns darüber lange unterhalten, denn ich würde uns heute als Freunde bezeichnen.
Ich nahm das immer persönlich und es hat mich sauer gemacht, weil Steve Austin ungefähr 113 Kilo wog und ich eher so 131 Kilo. Ich dachte, wenn sie mich für Steve hielten, dann hielten sich mich auch für schmächtig. Und das hat mich gekränkt. Nicht weil sie dachten, ich sei der großartige Wrestler Steve Austin, sondern dass ich klein sei.
Über die Jahre haben uns diese Verwechslungen total geärgert, jetzt ist es einfach nur noch lustig. Wir versuchen es uns immer gegenseitig zu berichten, wenn es passiert. Das ist ein Spaß.
WWE-Star Bill Goldberg hat keine Angst vor Monstern - (c) 2021 WWE. All Rights Reserved.
SPÄTE LIEBE FÜR STONE COLD
Austin vs. Goldberg wird von vielen als eine Traumpaarung bezeichnet. Ist das eine Ansetzung, von der du rückblickend hoffst, dass es sie gegeben hätte?
Oh mein Gott, ich würde weder leben noch atmen, würde ich das Statement nicht unterstreichen. Es gibt kein anderes Match, dass es aus meiner Perspektive hätte geben müssen als dieses. Es war einfach eine Sache des Timings, und dann spielten Verletzungen eine Rolle. Ich liebe ihn total, er ist ein großartiger Kerl. Wäre mir die Ehre zu teil geworden, den Ring für ein Match mit ihm zu betreten, hätte ich das als absolut phänomenal erachtet.
Du hast die Welt bereist. Was sind einige der Orte, die dich begeistert haben – und warum?
Ich habe mal für eine Autogrammstunde einen Trip nach Glasgow (Schottland) gemacht. Und das war ohne Frage einer der wunderschönsten und coolsten Orte, an dem ich jemals war.
Saudi-Arabien war auch großartig. Es war komplett anders von dem, was du vermuten würdest.
Und dann nach Japan zu reisen ... ich habe Japan immer geliebt. Australien ist unbeschreiblich. In der World Football League Football zu spielen, nach Deutschland oder Barcelona zu reisen. Auch nach London zu kommen, ist fantastisch. So viele wunderbare Orte, die ich bereisen konnte.
Aber, weißt du, ich vermisse total das Sushi in Japan.
4 NAMEN FÜR DIE WWE-ZUKUNFT
Gibt es unter den jüngeren Talenten welche, bei denen du denkst: „Sie werden in Zukunft massive Stars sein“?
Also die üblichen Verdächtigen … Drew McIntyre, Keith Lee und Ricochet. Ich war schon immer ein großer Fan von Finn Bálor. Das sind für mich vier Männer für die Zukunft. Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Meiner Meinung nach. Und was weiß ich schon?
Angenommen du wirst am Sonntag WWE-Champion: Wen würdest du gern den Royal Rumble gewinnen sehen, damit derjenige dich bei WrestleMania herausfordert?
Wow. Das ist eine interessante Frage. Weißt du, ich werde die Aussage verweigern und sagen, dass es mich nicht juckt. Es ist egal für mich. Ich muss erstmal an Drew vorbei. Er ist der Einzige, der gerade in meinen Gedanken eine Rolle spielt. Ich werde nicht eine Sekunde investieren, die meine Aufmerksamkeit von ihm nimmt.
Er hat den Respekt von einem Kerl wie mir verdient, das hat er wirklich. Ich hoffe, ihn überwinden zu können. Wer immer derjenige sein wird, der den Rumble gewinnt und dann bei WrestleMania gegen den Champion antritt, kann sicher sein: Das wird ein wundervoller Fight werden!
Jetzt muss ich aber erstmal Drew in den Arsch treten.
Bill Goldberg, Universal Champion - (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.
Der WWE Royal Rumble 2021 mit WWE-Champion Drew McIntyre vs. Bill Goldberg läuft in der Nacht auf den 1. Februar ab 1:00 Uhr live auf dem WWE Network und ist hinterher jederzeit auf Abruf verfügbar.