Die WWE Championship ist der wichtigste Titel im Sports-Entertainment. Wohl kaum jemand hätte sich einst gedacht, dass jemand wie Daniel Bryan irgendwann diesen Gürtel erringen würde. Nicht etwa, weil er kein guter Wrestler gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, der ehemalige „American Dragon“ ist einer der besten Techniker aller Zeiten. Allerdings entsprach er nie dem Idealbild eines WWE-Superstars an der Spitze, wie ihn sich Mr. McMahon erträumt hätte. Beim WWE SummerSlam am 18. August 2013 sollte es dann endlich so weit sein, Daniel Bryan gegen John Cena um die WWE Championship.
Damit auch alles in geordneten Bahnen verlief, wurde Triple H als Gastringrichter engagiert. Und tatsächlich, nach mehr als 25 Minuten gelang es dem Außenseiter, den Weltmeister zu entthronen. Der Jubel im Staples Center kannte keine Grenzen, als Bryan seinen Gegner mit dem Knie auf die Matte schickte. Eins, zwei … drei! Es war vollbracht!
Aber McMahon hatte noch ein Ass im Ärmel. Just Triple H, der gerade noch selbst den Pinfall gezählt und Bryan sogar gratuliert hatte, entpuppte sich als Doppelagent. Zuerst ertönte die Musik von Randy Orton, dem damaligen Mr. Money in the Bank. Noch zierte er sich, den Koffer einzulösen – als sich plötzlich „The Game“ hinterrücks anschlich und den Pedigree gegen Bryan auspackte! Kurz darauf zählte er erneut durch, diesmal zugunsten seines einstigen Schützlings.
A MOMENT OF BLISS
Money in the Bank hat sich inzwischen als jährlicher Fixpunkt bei WWE etabliert. Vor 15 Jahren wurde das muntere Leiter-Match um den begehrten Koffer erstmals als Teil von WrestleMania 21 ausgetragen, inzwischen findet jeden Sommer ein eigenes Großereignis rund um das Spektakel statt. Lange war der sich daraus ergebende Cash-In nur ein männliches Privileg, seit drei Jahren wird allerdings auch ein Koffer unter den Frauen ausgekämpft. Die erste Siegerin hieß Carmella, sie triumphierte sowohl bei WWE Money in the Bank am 18. Juni 2017 sowie wenige Tage später im Wiederholungs-Match bei SmackDown.
Noch mehr Staub wirbelte allerdings der Triumph von Alexa Bliss ein Jahr später auf. Beim selben Event, allerdings nach dem Leiter-Match, traf Ronda Rousey auf Raw Women’s Champion Nia Jax, und wohl jeder hätte damals mit dem Titelwechsel gerechnet. Der sollte auch kommen, allerdings anders als erwartet.
Als alles bereits nach dem klaren Sieg für „Rowdy“ Ronda roch – sie wollte gerade ihren Armbar ansetzen –, tauchte plötzlich Bliss auf und prügelte wild mit dem Koffer auf die MMA-Kämpferin ein. Rettung für Jax? Mitnichten, denn auch die Titelträgerin bekam ihr Fett weg und musste sich nach dem Twisted Bliss bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten geschlagen geben. Diesmal war sie allerdings auch das Gold los.
KURZER WWE-SOMMERFLIRT
Es hatte so vielversprechend begonnen! Am 19. Juli 2016 wurde Finn Bálor von NXT zu
WWE Raw gedraftet, eine Woche später feierte er sein offizielles Debut an seinem 35. Geburtstag. Bereits damals lechzten die Fans nach neuen Stars. John Cena machte sich zunehmend rar, Roman Reigns war zumindest in der Babyface-Rolle nicht die richtige Antwort.
Vielleicht ja der „König der Dämonen“ …? Nun, zumindest befand er sich auf der Überholspur. Gleich zu Beginn bezwang er Cesaro, Rusev und Kevin Owens in einem Fatal Four Way Match, qualifizierte sich damit für das Finale um die neu geschaffene Universal Championship beim SummerSlam am 21. August 2016.
Eigentlich galt sein Gegner Seth Rollins als großer Favorit, doch nach rund 20 Minuten holte sich Bálor mithilfe des Coup de Grace Sieg und Gürtel. Jetzt konnte es so richtig losgehen – sollte man zumindest meinen. Leider hatte sich der „Demon King“ bei einer Buckle Bomb von Rollins gegen die Ringabsperrung noch während des Matches eine schwere Schulterverletzung zugezogen, die nicht nur eine Operation nötig machte, sondern auch eine längere Auszeit zur Folge hatte.
Der Titel war damit erst mal wieder futsch, und damit auch der Push. WWE sollte nie wieder so auf Finn Bálor setzen wie im Sommer 2016. Wer weiß, was ohne diese Verletzung am Ende herausgekommen wäre …
DEN SCHALTER UMGELEGT
Der Undertaker und Paul Bearer waren lange Zeit unzertrennlich. Ende der Neunzigerjahre kriselte es dann zum ersten Mal, die Vaterfigur wandte sich vom Undertaker ab und verbündete sich nicht nur mit Erzfeind Mankind, sondern brachte auch den totgeglaubten Halbbruder Kane zurück – der sich letztendlich sogar als sein eigener Sohn entpuppen sollte.
Alles vergeben und vergessen, konnte man meinen. Zumindest standen Taker und Bearer im Sommer 2004 wieder Seite an Seite, was wiederum zu einem ganz besonderen Match beim Great American Bash am 27. Juni in Norfolk führte: Undertaker gegen Bubba Ray und D-Von Dudley in einem Handicap Match.
Paul Bearer musste das ungleiche Duell in einer Kunststoffbox verfolgen, die mit einem Betonmischer verbunden war. Bei einer Niederlage des Schützlings drohte nicht weniger als der Tod! Nun, zwar konnte Taker das Match klar für sich entscheiden, am Ende legte er aber trotzdem den Schalter um und schaute dabei zu, wie Paul Bearer bei lebendigem Leibe in Beton gegossen wurde. Offiziell, um sich nicht noch einmal so angreifbar zu machen. Wir glauben aber eher, dass er sich für den Verrat in den Neunzigern rächen wollte.
RAW IS JERICHO
Ein mysteriöser Countdown animierte die Zuschauer bei Raw is War vor 21 Jahren zu Spekulationen. Der bevorstehende Jahrtausendwechsel war in aller Munde, einhergehend mit dem befürchteten Y2K-Bug, der im schlimmsten Fall sämtliche Computersysteme zum Absturz bringen und die Welt ins Chaos stürzen würde. Nun, so schlimm sollte es dann doch nicht werden. Bereits vier Monate zuvor lief allerdings der Catch-Countdown ab.
Statt Y2K hieß es bei WWE Raw am 9. August 1999 Y2J: Der ehemalige WCW Cruiserweight und Television Champion Chris Jericho stand nach einem lauten Knall plötzlich auf der Rampe und legte sich gleich zu Beginn mit niemand geringerem als The Rock an. Der hatte sich eigentlich gerade Big Show widmen wollen, wurde aber nun vom selbsternannten Retter der World Wrestling Federation einfach unterbrochen.
Ganz schön frech! Sein offizielles Debüt feierte Jericho dann zweieinhalb Wochen später, in der ersten Ausgabe von SmackDown bekam er es mit dem Road Dogg zu tun.
RODZILLA GREIFT AN
Im Gegensatz zu Allin kannte man den NBA-Star Dennis Rodman bereits vor seinem ersten Wrestling-Auftritt auf der ganzen Welt. Doch „Rodzilla“ war nicht nur für seine Erfolge auf dem Basketballfeld berühmt, sondern auch als waschechter Skandal-Boy verschrien. Und als solcher schien er wie gemacht für die New World Order.
Schon im März des Jahres 1997 tauchte Rodman erstmals an der Seite von Hollywood Hogan auf, im Sommer ließ er es dann so richtig krachen. Um mit Hogan und dem Rest der nWo Party zu machen, ließ er gar so manche Trainingseinheit der Bulls sausen. Beim Bash at the Beach am 13. Juli 1997 in Daytona Beach stieg er dann sogar selbst in den Ring, traf an der Seite von Hogan gegen Lex Luger und den Giant an –und machte seine Sache gar nicht schlecht!
Ein Jahr später brachte er gar noch einen Kollegen zum Bash at the Beach mit, in San Diego trafen Hogan und Rodman diesmal auf Diamond Dallas Page und Karl Malone von den Utah Jazz. Ein richtiges Medienspektakel, das sich schön langsam zu einer Sommertradition entwickelte.
So trat „Rodzilla“ bei Road Wild in Sturgis am 14. August 1999 sogar in einem Einzel-Match gegen Randy Savage an. Allerdings musste er sich auch diesmal wieder geschlagen geben. Schade nur, dass er mit jedem Auftritt zunehmend das Interesse zu verlieren schien. Wer weiß, was mit ein wenig Ernsthaftigkeit möglich gewesen wäre.
BELEIDIGTE LEBERWURST
Unter dem Motto „Ikone gegen Ikone“ gab es beim SummerSlam am 21. August 2005 in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington ein echtes Dream Match zu sehen: Hulk Hogan gegen Shawn Michaels. Zum allerersten Mal wohlgemerkt. Und auch zum letzten Mal. Dabei war eigentlich sogar eine Trilogie geplant gewesen, zumindest ein Mal hätte dabei auch HBK den Sieg davontragen wollen. Davon wollte der Hulkster allerdings nichts wissen, für ihn kam lediglich ein Duell infrage, das selbstverständlich durch den Legdrop beendet werden sollte. Dies stieß wiederum Michaels sauer auf. Das Match selbst war völlig in Ordnung, konnte die Erwartungen erfüllen.
Zumindest auf den ersten Blick. Tatsächlich verkauft HBK aber die ein oder andere Aktion Hogans aber auf solch übertriebene Art, dass man schon fast das Gefühl hatte, ein Comedy-Match zu sehen. Vor allem ganz am Ende, als ein blutüberströmter Hulkster den Big Boot ins Ziel brachte. Michaels krachte auf die Matte, hüpfte wieder auf die Beine, drehte sie einmal um die eigene Achse und fiel dann erneut zu Boden. Am darauffolgenden Abend ließ Shawn dann wirklich keinen Zweifel mehr, denn er machte sich vor laufenden Kameras über die Niederlage lustig.
„Gestern Abend war Hulk Hogan der bessere Mann. Es war unfassbar, er präsentiere sich so flink und agil wie eine Katze“, rief er. „Selbst ich, der böse Shawn Michaels, wurde zu einem Opfer des fiesen Legdrop, wie schon so viele Menschen vor mir!“ Anders als Hogan, der sich bereits wieder auf dem Weg nach Florida befand, würde er den Fans auch an diesem Abend das geben, was sie wirklich sehen wollten.
EIN SCHRECKLICHER PLAN
Es hätte der schönste Tag im Leben des „Macho Man“ Randy Savage und Miss Elizabeth werden sollen. Nach vielen Jahren endlich die Hochzeit, und das vor Millionen von Zuschauern beim WWE SummerSlam am 26. August 1991 im Madison Square Garden. Zwar waren sie im wahren Leben schon lange verheiratet, fürs WWE-Universum schien das „Match Made in Heaven“ aber in jedem Fall eine himmlische Angelegenheit zu werden. Die Hochzeit verlief dann auch nach Plan, alle Zuschauer konnten zufrieden nach Hause gehen.
Der Skandal sollte sich erst bei der anschließenden Hochzeitsfeier entfalten, die mit einigen Tagen verspätet im TV ausgestrahlt wurde. Das Tänzchen war absolviert, der Brautstrauß geworfen. Nun wollte man sich den Geschenken widmen. Ohne jeglichen Hintergedanken hob Elizabeth den Deckel eines unscheinbaren Päckchens, als plötzlich eine lebendige Kobra heraus lugte.
Randy war natürlich sofort zur Stelle, kassierte aber umgehend einen Schlag des Undertakers, der seine Urne mitgebracht hatte. Taker war aber nicht alleine gekommen, mit dabei war auch Jake „The Snake“ Roberts, das Mastermind hinter dem des perfiden Plan! Die Gäste kreischten wild um die Wette, Roberts wedelte mit der Schlange in Liz‘ Gesicht herum. Was für ein Chaos! Zum Glück war Sid Justice zur Stelle, um für Ordnung zu sorgen.
DEN MUND ZU VOLL GENOMMEN
454 Tage. So lange dauerte die erste und einzige Regentschaft des Honky Tonk Man als Intercontinental Champion, nachdem er das Gold am 2. Juni 1987 von Ricky Steamboat gewonnen hatte. Eigentlich hätte er den Gürtel bereits vier Monate später wieder beim WWE
Saturday Night’s Main Event abgeben sollen, doch Honky weigerte sich kurzerhand, gegen den „Macho Man“ Randy Savage klar zu verlieren.
Zum Glück funktionierte der Bösewicht in seiner Rolle ganz hervorragend, sodass man einfach weiterhin mit ihm arbeitete. Beim ersten SummerSlam am 28. August 1988 im Madison Square Garden gab es dann allerdings kein Entkommen mehr.
Honky Tonk Man nahm den Mund an diesem Abend ziemlich voll, nachdem sein eigentlich geplanter Gegner Brutus Beefcake nicht antreten konnte. „Gebt mir irgendeinen anderen Herausforderer, egal wen!“ Nun, mit DIESEM Herausforderer hatte er wohl nicht gerechnet. Unter dem lautstarken Jubel lief der Ultimate Warrior zum Ring und machte kurzen Prozess.
Tatsächlich benötigte der Challenger nur vier verschiedene Manöver (inklusive drei Punches), um die Rekordregentschaft des völlig perplexen Elvis-Imitators in gerade einmal einer halben Minute zu beenden. Honky has left the building.
DIE FALSCHE ANTWORT
Der Sommer des Jahres 1996 stand bei World Championship Wrestling ganz im Zeichen einer Invasion. Bereits am 27. Mai war Scott Hall zum ersten Mal bei Monday Nitro aufgetaucht, wenige Tage später folgte sein Partner Kevin Nash. Die beiden kündigten eine feindliche Übernahme der Promotion an, dem Anschein nach gestartet vom großen Rivalen aus dem Norden.
Die Herausforderung sollte beim Bash at the Beach am 7. Juli in einem Six Man Tag Team Match beantwortet werden, doch so lange wollten die Outsiders nicht warten. Beim Great American Bash stellten sie Eric Bischoff zur Rede, um zu erfahren, wer denn nun die drei Gegner sein würden.
„Ich kann es euch heute nicht sagen, aber morgen bei Nitro werde ich das Geheimnis lüften“, sagte Bischoff. Die falsche Antwort! Hall verpasste dem WCW-Boss einen Schlag in den Magen, der sank zusammen. Nash packte daraufhin zu, hob ihn aus – und warf ihn mit einer Powerbomb durch die Rampe! Eine solche Attacke gegen den Chef einer Promotion hatte man bis dahin noch nicht gesehen. Die Botschaft war zweifellos angekommen: Kevin Nash und Scott Hall meinten es ernst!
JEDE WOCHE PAY-PER-VIEW!
Das Ende von WCW im März 2001 hatte sich zwar schon länger abgezeichnet, kam dann aber trotzdem irgendwie recht plötzlich. Ein herber Verlust für die Wrestling-Welt, keine Frage. Etwas mehr als ein Jahr später schickten das Vater-Sohn-Gespann Jeff und Jerry Jarrett eine neue Alternative ins Rennen.
Das war auch nötig, denn Jeff hatte es sich bei seinem Abschied von WWE im Herbst 1999 ernsthaft mit Vince McMahon verscherzt. Die neue Promotion namens NWA:TNA setzte auf viele ehemalige WCW-Gesichter, das Konzept war allerdings ein brandneues. Da man keinen TV-Sender fand, wollte man kurzerhand mit regelmäßigen PPV-Events punkten. Und regelmäßig hieß in diesem Fall wöchentlich.
Die Zuschauer sollten animiert werden, jede Woche rund zehn Dollar für eine zweistündige TV-Sendung zu bezahlen. Ausgehend vom 19. Juni 2002 kam man so immerhin auf 114 Kaufsendungen, wobei das Konzept bereits nach wenigen Wochen finanziell gescheitert war.
Zum Glück fand man in Dixie Carter eine wohlhabende Investorin, die bereits im Oktober 2002 durch das Energieunternehmen ihres Vaters 72 Prozent der Wrestling-Promotion erwarb. Ansonsten wären wohl bereits im Spätsommer die Lichter ausgegangen. Tatsächlich gibt es die Promotion als IMPACT Wrestling heute immer noch. Die Jarretts haben damit allerdings nichts mehr zu tun.
DARBY GEHT ALL-IN
Die schwarze Strumpfhose, die kurzen Jeans-Shorts, das halb bemalte Gesicht, die schmächtige Statur … ja, vor allem diese schmächtige Statur. Auf den ersten Blick strahlte Darby Allin keine sonderlich große Gefahr aus. Speziell für einen Gegner wie Cody, dem er sich beim Fyter Fest am 29. Juni des vergangenen Jahres gegenüberstellte.
Logisch wäre ein rascher, deutlicher Sieg für den „American Nightmare“ gewesen. Zumindest für all jene, die Darby bis dahin noch nie in Action gesehen hatten. Doch der drehte im Verlauf des Matches richtig auf, lieferte sich mit dem Sohn von Dusty Rhodes ein Duell auf Augenhöhe.
Dabei setzte er nicht so sehr auf traditionelle Wrestling-Manöver, sondern vor allem auf seinen eigenen Körper. Den nutzte er immer wieder geschickt als Waffe, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Eigene Verluste wohlgemerkt.
Am Ende schaute immerhin ein Unentschieden gegen den haushohen Favoriten heraus, Cody war es nicht gelungen, seinen Kontrahenten in den angesetzten 20 Minuten zu bezwingen. Ein echtes Aha-Erlebnis für all jene, die Allin anfangs noch belächelt hatten. Inzwischen zählt der 27-Jährige zu den größten Gewinnern in der noch jungen AEW-Ära, ein legitimer Star, der wohl bei WWE nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte.