Sein erklärtes Ziel: WWE soll 2023 zum Verkauf stehen - und diesen Prozess will der Unternehmensgründer in jedem Schritt begleiten.
Die Aussicht auf einen Verkauf hat die WWE-Aktie - wenig überraschend - im Wert gesteigert. Am Donnerstag wurde das Wertpapier bei rund 67 Euro gehandelt, am heutigen Dienstag bei 82,50 Euro.
Diese Pläne überschatten die Schlagzeilen, warum McMahon im vergangenen Sommer das Unternehmen verließ. Die Untersuchungen im Sex- und Schweigegeld-Skandal sind jedoch bis heute nicht vollständig abgeschlossen. Der bisherige Vorstand forderte McMahon deshalb auf, weiterhin besser im Hintergrund zu bleiben.
Doch McMahons Rückkehr hat das Board of Directors durchgeschüttelt: Mit George Barrios und Michelle Wilson installierte der langjährige WWE-Macher alte Bekannte im Aufsichtsrat, dafür mussten JoEllen Lyons Dillon, Jeffrey R. Speed und Alan M. Wexler gehen. Ignace Lahoud und Man Mit Singh nahmen daraufhin freiwillig den Hut. Singh galt als federführend in der Untersuchung des Vorstands gegen McMahon.
Wann könnte es zum Verkauf kommen?
WWE hat mit JP Morgan eine US-Großbank engagiert, die beim möglichen Verkauf beraten soll. Das berichtet
„CNBC“.
Demnach solle ein solcher Deal in den nächsten drei bis sechs Monaten zustandekommen. Die Abfolge ist klar: Erst soll eruiert werden, ob ein Verkauf wirklich stattfindet. Und danach würde man, sollte es nicht zum Verkauf kommen, in die Gespräche um die nächste Rechtsperiode für „Raw“ und „SmackDown“ in den USA gehen.
Und das ist auch nur logisch. Würde man die Senderechte vorab für mehrere Jahre an ein Medienunternehmen vergeben, dürfte das Interesse bei anderen Interessenten aus der Branche sinken - schließlich hätte man für einen langen Zeitraum keine Möglichkeit, auf den Content zuzugreifen.
Wer kommt als Käufer in Frage?
Bereits jetzt wird über viele Unternehmen spekuliert, die WWE schlucken könnten. Tatsächlich sind das bis heute aber nur Theorien - denn von keiner dieser Firmen weiß man mit Sicherheit, ob sie überhaupt Interesse an einer solchen Übernahme haben.
Der offensichtlichste Kandidat, WWE zu kaufen, ist Comcast. Zum gigantischen Telekommunikationsunternehmen gehören die TV-Kanäle und das Streaming-Angebot von NBCUniversal. Die Partnerschaft von WWE mit dem „Raw“-Sender USA Network geht bis in die Achtzigerjahre zurück. Abgesehen von einer mehrjährigen Unterbrechung nach der Jahrtausendwende, als „Raw“ für eine Rechteperiode zu Viacom wechselte, waren die WWE-Programme hier immer auf Sendung. Neben dem laufenden Rechtevertrag für „Raw“ (bis Oktober 2024), hat NBCUniversal eine Vereinbarung für die Inhalte des bisherigen „WWE Network“. Dieser Deal läuft sogar bis einschließlich 2026.
Mit der Übernahme könnte Comcast die Marke „WWE“ auf ihren zahlreichen Plattformen etablieren und „SmackDown“ ab Oktober 2024 wieder selbst ausstrahlen.
FOX, der aktuelle „SmackDown“-Sender, hat einen deutlich geringeren Marktwert. Der von Medienmogul Rupert Murdoch gegründete Medienkonzern könnte aber ebenso Interesse bekunden wie einige andere Unternehmen, die Content anbieten.
Der Vorteil von WWE: Als Sport-ähnliches Produkt hat man sich in den vergangenen Jahren im schwindenden Kabelfernsehen-Markt behauptet. In diesem Zusammenhang könnte WWE auch für Disney interessant sein. Disney-Geschäftsführer Bob Iger hat in der Vergangenheit bereits Marken wie „Star Wars“ und „Marvel“ an Land gezogen. Das WWE-Produkt würde zwar eine deutlich kleinere Nische bedienen, könnte von Disney aber ebenso weltweit auf TV-Sendern und eigenen Streaming-Plattformen angeboten werden.
Spekuliert wird zudem über Streamer wie Netflix und Amazon. Während Amazon im Sport-Bereich in den USA unter anderem NFL-Spiele überträgt, ist Netflix bisher noch gar nicht im Live-Sport aktiv geworden. Für alle potentiellen Käufer dürfte es aber dennoch attraktiv sein, eine Sportliga - wenn man WWE in diesem Zusammenhang so nennen will - zu besitzen und die Inhalte dann mit der Zeit weltweit anbieten zu können.
Neben den direkten Content-Anbietern kommen für eine Übernahme auch große Investoren in Frage. Zum einen die Endeavor-Gruppe, die bereits vollständig die UFC (Ultimate Fighting Championship) übernommen hat. WWE und UFC haben sehr ähnliche Geschäftsmodelle, was es für Endeavor besonders attraktiv machen könnte, beide Marken unter einem Dach zu vereinen.
Als möglicher Interessent wurde auch Liberty Media in den Raum gestellt. Das finanzstarke Medienunternehmen hat 2016 die Formel 1 gekauft und die Motorsport-Serie seitdem in der Präsentation modernisiert und weltweit populärer gemacht. Auch wenn WWE inhaltlich nicht vergleichbar ist, könnte die Vorgehensweise bei der Formel 1-Expansion gewiss auch auf ein Wrestling-Produkt angewendet werden.
Sollte WWE bei einer Investorengruppe wie Endeavor oder etwa bei Liberty Media landen, würden die Senderechte weiterhin an Partner verkauft werden.
Wildcard: Wollen die Saudis WWE?
Das wäre ebenfalls der Fall, wenn die Geldgeber aus Saudi-Arabien WWE kämen. Die Saudis haben mit einem Investment-Fond angeblich 620 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Und der Wüstenstaat investiert ausgedehnt, um durch Sportswashing die eigene Reputation zu verbessern. Ob in Formel 1-Rennen oder 500 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo: das Königreich Saudi-Arabien ist auf Expansionskurs.
Mit „LIV Golf“ ist das saudische Public Investment Fund seit kurzer Zeit im Golfsport aktiv. Große Ausgaben werden getätigt, um dem Golf-Marktführer PGA Marktanteile abzujagen. Und bei dieser einen Sportliga im Besitz der Saudis wird es wohl nicht bleiben.
Mit der Übernahme von WWE könnte Saudi-Arabien ein ur-amerikanisches Produkt aufkaufen. Eine Verbindung besteht bekanntlich bereits - mit den für WWE äußerst lukrativen Veranstaltungen in Saudi-Arabien, die seit 2018 zwei Mal jährlich stattfinden und pro Show rund 50 Millionen US-Dollar einspielen.
Will Vince McMahon WWE wirklich loswerden?
Doch auch das Saudi-Szenario ist derzeit nur eines von mehreren möglichen Gedankenspielen. Wer tatsächlich ernsthaftes Interesse hat, bleibt erst noch abzuwarten. Ebenso unklar ist, unter welchen Voraussetzungen McMahon tatsächlich verkaufen will. WWE wird wohl einen Verkaufspreis von 6 bis 7 Milliarden US-Dollar aufrufen.
Doch muss für McMahon lediglich der Preis stimmen? Vermutet wird bereits, dass Vince nach einer Übernahme weiterhin in einer Funktion mitwirken will. So wie Dana White einst bei UFC nach der Übernahme durch Endeavour als Top-Entscheider an Bord blieb. Allerdings war White zum Zeitpunkt des UFC-Verkaufs im besten Alter, voll auf der Höhe mit seinem Job und das Gesicht der Brand. Ein Verbleib Whites wirkte da nur konsequent.
Wie werden aber potentielle Interessenten auf Vince McMahon blicken, gerade bei seinen Schlagzeilen über die vergangenen zwölf Monate? Hier sollte Vince vielleicht mal hinschauen, was mit dem langjährigen Formel 1-Boss Bernie Ecclestone passierte, als Liberty Media die Rennserie übernahm. Ursprünglich wurde der damals 85-jährige als Geschäftsführer gehalten. Doch es dauerte nicht lange, bis Ecclestone die Kündigung erhielt. Ein WWE-Verkauf könnte genauso McMahon endgültig in den Ruhestand katapultieren.
Vince macht allerdings nicht den Eindruck, als wolle er irgendwohin gehen. Vielmehr möchte der WWE-Gründer weiter sein Ding durchziehen. Macht und Geld sind für ihn das Wichtigste. Gut möglich also, dass er am Ende doch auf seiner Kreation sitzen bleibt.
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