Bei einer Aufzeichnung zu SmackDown in Uniondale (New York) erlitt Darren Drozdov - ein durchtrainierter, 1,90 Meter großer Kerl mit über 120 Kilo Kampfgewicht - eine Halswirbelverletzung, die ihn für immer an den Rollstuhl fesseln sollte.
Bald 24 Jahre später ist „Droz“, wie ihn Fans und Kollegen nannten, mit nur 54 Jahren verstorben.
„Droz“ konnte auf Knopfdruck kotzen
Drozdov kam über die NFL zum Pro-Wrestling. Mitte der Neunziger spielte er drei Jahre in der NFL - für die New York Jets, die Philadelphia Eagles und die Denver Broncos.
Als er sich während einer NFL-Übertragung vor den Kameras übergeben musste, verdiente sich Drozdov seinen Spitznamen: „Puke“ („Kotze“).
Die Anfälligkeit, sich leicht erbrechen zu können, folgte „Droz“ bis ins Wrestling. Vor seinem WWE-Debüt wurde der nunmehr Ex-Footballer 1998 dem Wrestling-Boss Vince McMahon mit seinem besonderen Talent vorgestellt.
Regisseur Barry Blaustein hielt die außergewöhnliche Begegnung für seinen Dokumentarfilm „Beyond The Mat“ fest: Vince wollte Drozdov mit seiner Fähigkeit fortan als „Puke“ präsentieren. Dafür sollte er vor laufenden Kameras zur Probe schon einmal in einen Mülleimer kotzen.
Die Szene gibt es hier:
Neuer Mann für die Legion of Doom
Drozdov, der zuvor mit einigen ECW-Auftritten Wrestling-Luft geschnuppert hatte, debütierte im Mai 1998 bei WWE Raw.
In einer frühen Geschichte seiner WWE-Laufbahn wurde „Puke“ als neues Mitglied für die Legion of Doom lanciert. Drozdov versuchte in der Story aus dem Team zu drängen und seinen Platz einzunehmen.
Die abstruse Geschichte brachte Anspielungen auf Alkoholprobleme von Hawk, den „Droz“ in einem Angle von der TitanTron-Leinwand warf. Die weitere Zusammenarbeit von Drozdov und Road Warrior Animal war danach nur von kurzer Dauer.
Später wurde versucht, Drozdov mit „Droz’ World“-Videos neu aufzubauen. An seiner Seite wirkte unter anderem Prince Albert (der heutige WWE-Trainer Matt Bloom) als sein persönlicher „Body Piercing Artist“ mit.
Eine verunglückte Powerbomb veränderte sein Leben für immer
Nach nicht einmal zwei Jahren bei WWE sollte Drozdovs Wrestling-Karriere am 5. Oktober 1999 ein jähes Ende nehmen.
In dem Match für SmackDown stand „Droz“ gegen D-Lo Brown im Ring, der eine Running Powerbomb versuchte. Doch die Aktion misslang - Drozdov landete auf dem Kopf und brach sich zwei Nackenwirbel.
Für Drozdov ging es gleich in eine Not-OP. Doch die missglückte Aktion traf den damals 30-jährigen mit voller Härte: „Droz“ war fortan querschnittsgelähmt und konnte seinen Körper unterhalb des Nackens nicht mehr bewegen. Später erlangte er die Beweglichkeit im Oberkörper und seinen Armen zurück, blieb aber an den Rollstuhl gefesselt.
Darrens Gegner in jenem Match, D-Lo Brown, machte sich über die Jahre immer wieder Vorwürfe. „Als Performer war ich nie derselbe“, erklärte Brown in einem Interview aus dem Jahr 2015. „Es gab eine Zeit danach, als ich mit dem Wrestling aufhörte. Jim Ross rief mich dann an und überzeugte mich vom Gegenteil.
‚Droz’ hegt keinen keinen Hass gegen mich. Wir beide kennen die Risiken. Wir haben uns über die Jahre hinweg immer wieder unterhalten. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Es gibt von beiden Seiten keine Schuldzuweisungen.“
Drozdov erklärte 2014 in einem Interview mit FOX Sports: „Ich bin D’Lo nicht böse, denn shit happens. Jeder, der Sport macht - inklusive WWE - kennt die Risiken, die damit einhergehen. Es war ein Unfall.“
Die Jahre nach dem Unfall
„Droz“ blieb nach seinem Schicksalsschlag verbunden. Er wurde als Kolumnist für das WWE-Magazin, auf WWE.com und für die Internet-Show „Byte This!“ eingesetzt.
Auch finanziell erhielt „Droz“ Unterstützung von WWE.
Wenige Tage nach dem Unfall heiratete Drozdov die damalige WWE-Schneiderin Julie Youngberg. Das Paar trennte sich 2005.
Bis zu seinem Tod am 30. Juni lebte Drozdov bei seiner Schwester und ihrer Familie.
Über WWE veröffentlichte die Familie ein langes Statement. Darin heißt es: „Jeder, der Darren kannte, wurde durch ihn zu einem besseren Menschen. Er hat allen so viel darüber beigebracht, wie man das Leben betrachtet: wie man die Dinge ins rechte Licht rückt, wie man Widrigkeiten überwindet und wie man anderen gegenüber Mitgefühl zeigt.“
Näheres zu Drozdovs Todesursache wurde nicht genannt.
Viele seiner Weggefährten aus der Wrestling-Zeit reagierten bestürzt auf die Nachricht. Dwayne „The Rock“ Johnson meldete sich auf Twitter zu Wort: „Es tut mir so leid zu hören, dass einer unserer Ringbrüder verstorben ist.
Darren Drozdov alias Droz. Wir haben auf vielen Cards zusammen gewrestlet. So ein großartiger Kerl. Großartige Persönlichkeit und großes Wrestling-Talent. Wir haben immer über Football und Angeln gesprochen. Ich sende Liebe, Kraft, Mana und Licht an seine Familie. RIP Bruder.“