McIntyre hatte mit einem Angriff bei SmackDown auch dafür gesorgt, dass Reigns‘ ständige Unterstützer, seine Cousins Jimmy und Jey Uso sowie Bloodline-Helfer Sami Zayn, in den USA bleiben mussten.
Gefahr ging im Main Event vor über 60.000 Zuschauern allerdings vom zuletzt fast vergessenen Money-in-the-Bank-Kofferträger Austin Theory aus. Theory wollte eine gute Gelegenheit nutzen, um seinen MITB-Vertrag einzulösen. Als er das dem anwesenden Ringringrichter gerade verdeutlichen wollte, schlug Tyson Fury unverhofft zu!
Fury saß zum Main Event in der ersten Zuschaurreihe. Der gefeierte Box-Weltmeister, der 2019 sein WWE-Debüt mit einem Sieg über Braun Strowman hingelegt hatte, schaltete Theory kurzerhand mit einem K.o.-Treffer aus. Aus dem Money-in-the-Bank-Cash-In wurde nichts. Fury war es allem Anschein nach wichtig, dass Reigns und McIntyre den Sieger unter sich ausmachten.
Die nächste Kontroverse folgte schon bald: Als nach einem Spear und dem Claymore Kick tatsächlich alles nach einem McIntyre-Triumph aussah, wurde der Offizielle plötzlich von einem Unbekannten aus dem Ring gezogen. Der Count endete abrupt, die Rettung für Reigns.
Sekunden später wurde es offensichtlich: Eingemischt hatte sich Solo Sikoa, der jüngere Bruder von Jimmy und Jey Uso. Der 29-jährige war bisher nur bei NXT zu sehen gewesen. Nun aktivierte die Familie ihn für das Premium Live Event, um Reigns vor dem Titelverlust zu retten. Drew geriet in Folge mit Sikoa aneinander. Doch der Samoaner zog McIntyres Hals über das oberste Ringseil. Reigns flog mit einem Spear heran und schaffte die kontroverse Titelverteidigung.
Im Anschluss gratulierte Ehrengast Fury dem Sieger. Als Reigns abgezogen war, baute Fury den geschlagenen Schotten auf. Fury fand nicht nur warme Worte, sondern sang gemeinsam mit Drew und den Fans noch den Song „American Pie“ – für diese Gesangseinlagen ist Fury beim Boxen bestens bekannt. Mit der ungewöhnlichen Unterhaltung nahm der Abend für die Zuschauer ein vermeintliches Happy End.
IMPERIUM SIND ZURÜCK
Eine große Freude für das deutschsprachige Publikum: Das „Imperium“-Trio ist ist zurück.
Bevor Ludwig Kaiser zum Titel-Match den Champion Gunther präsentierte, stellte er dem Publikum auch Giovanni Vinci vor. Vinici ist vielen besser bekannt als Fabian Aichner. Der aus Südtirol stammende Aichner war im April von seinen Kollegen Kaiser und Gunther getrennt worden. Das Duo wurde zu SmackDown berufen, Aichner blieb bei NXT zurück. Unter dem neuen Management von Triple H ist diese Entscheidung nun korrigiert worden. Gleichzeitig kehrt „Imperium“ als Gruppenname zurück. Nun tragen die Herren wieder schwarze anstelle von roten Outfits.
Intercontinental Champion Gunther und sein Herausforderer Sheamus lieferten sich das erwartungsgemäß knallharte Duell. Gerade dem Iren waren die Blessuren aus der wilden Keilerei rasch anzusehen.
Sheamus überlebte Gunthers erste Powerbomb, zeigte seinerseits seit langer Zeit wieder das Celtic Cross (Razor’s Edge). Gunther kam später mit einer zweiten Powerbomb zurück. Dann wartete er, bis der „keltische Krieger“ auf die Beine kam, legte noch eine massive Lariat nach und schaffte die Titelverteidigung.
Die Fans in Cardiff feierten den Verlierer mit stehenden Ovationen.
DOMINIK WENDET SICH GEGEN SEINEN VATER
Der Ausflug nach Europa endete für die Mysterio-Familie bittersüß.
Vater Rey hatte sich im Vorfeld entschieden, das Tag-Team-Match gegen The Judgment Day (Finn Bálor und Damian Priest) mit dem erfahrenen Edge an seiner Seite zu bestreiten. Das kam bei seinem Sohn Dominik nicht gut an. Doch Rey beschwichtigte seinen Zögling und versicherte ihm, er würde auf jeden Fall am Ring gebraucht werden.
Und tatsächlich war Dominik Mysterio ein wichtiger Einfluss auf das Match. Gerade als Finn Bálor zu seinem Coup de Grace gegen Edge ansetzen wollte, lenkte Dominik die Ringrichterin Jessica Carr ab.
Dominik sorgte bald dafür, dass Bálor auf dem mittleren Ringseil landete. So konnte Rey den 619 zeigen, Edge legte mit dem Spear nach und schaffte damit den Pinfall-Sieg.
Die Rechnung mit Judgment Day konnte Dominik begleichen, doch mit der Entscheidung seines Vaters war er weiterhin nicht zufrieden. Das zeigte der 25-jährige, als er Edge plötzlich zwischen die Beine trat. Rey war entsetzt, wurde aber von seinem eigenen Sohn mit einer Clothesline niedergestreckt. Das Judgment Day amüsierte sich über diese Aktion, Dominik lief allein aus der Halle.
Rey konnte sich kurz darauf nur bei Edge für das Handeln seines Sohnes entschuldigen. Edge, der übrigens einen der emotionalsten Ringeinzüge mit zehntausenden singenden Fans hingelegt hatte, umarmte seinen alten Weggefährten.
SETH ROLLINS SPIELT SEINE ERFAHRUNG AUS
Seth Rollins gelang in einem der spektakulärsten Matches des Abends der Sieg über Matt Riddle. Beide Rivalen lieferten sich über weite Strecken ein spannendes Duell, das spätestens seit den Worten von Rollins‘ über Riddles Ex-Frau und die Kinder des Paares sehr persönlich geworden war.
Auch in diesem Match provozierte Seth seinen Gegner wiederholt. Die Ex-Frau wurde erneut erwähnt, zudem brachte Rollins Aktionen aus dem Repertoire von Riddles Freund Randy Orton.
Die Hitzköpfigkeit von Riddle nutzte Rollins für sich: Nachdem Matt außerhalb des Rings mit einem Stuhl verfehlt hatte, kassierte er bei der Rückkehr in den Ring direkt einen Stomp. Seth kletterte auf die Seile, brachte von dort einen zweiten Stomp und siegte.
„Rollins hat Riddles Zorn gegen ihn eingesetzt“, hielt Kommentator Corey Graves fest.
BAYLEY BRINGT SICH IN POSITION ZU EINEM TITEL-MATCH
Damage Control (Bayley, Iyo Sky, Dakota Kai) eröffneten den Abend im Principality Stadium mit einem Triumph über Bianca Belair, Alexa Bliss und Asuka. Das Trio um die Veteranen Bayley funktionierte als Team besser. In der Schlussphase spielten Bliss und Asuka gar keine Rolle mehr, Belair wurde überrumpelt. Sie kassierte Dakotas Kick, Iyos Moonsault und Bayleys Rose Plant. Mit dem Pinfall-Sieg über die amtierende Raw Women’s Champion brachte sich Bayley für ein baldiges Titel-Match gegen Bianca Belair ins Gespräch.
SmackDown Women’s Champion Liv Morgan gelang die Bewährungsprobe gegen die frühere MMA-Kämpferin Shayna Baszler. Morgen setzte sich gegen die Aufgabetechniken Baszlers zur Wehr. Im richtigen Moment saß ein Codebreaker, gefolgt vom Oblivion. Morgan blieb Champion.
In der Kickoff-Show holten die Street Profits gemeinsam mit Madcap Moss einen Sieg über die Alpha Academy und Austin Theory. Ford glänzte zuerst mit einem spektakulären Blockbuster über die Ringseile, danach saß der Frog Splash gegen Chad Gable.
Insgesamt kamen 62.296 Fans aus 42 Ländern ins Principality Stadium nach Cardiff und erlebten den ersten WWE-Stadion-Event in Europa seit 1992. An den damaligen SummerSlam erinnerte man mit einigen Bewegtbildern. Einer der beiden Main Eventer von vor 30 Jahren, Bret „Hitman“ Hart, war als Gaststar anwesend. Sein damaliger Rivale, Davey Boy Smith, verstarb bereits 2002.
Der nächste WWE Premium Live Event findet am Samstag, den 8. Oktober in Philadelphia (Pennsylvania) statt. Dann heißt es in der alten ECW-Metropole: „Extreme Rules“.