Memphis Wrestling war in de Hochphase der späten Sechziger- bis Ende der Achtziger-Jahre eines der heißesten Wrestling-Territorien überhaupt und gleichzeitig eine Region, in der viele große Champions in den Ring stiegen. Allen voran Jerry „The King“ Lawler, über Jahrzehnte das Aushängeschild für das Wrestling in dieser Region. Lawler war gleichzeitig über Jahre Jerrys Geschäftspartner.
Auch spätere WWE-Legenden wie Hulk Hogan und Steve Austin kämpften in jungen Jahren in Jarretts Promotion. Dazu einige der besten Tag Teams der Geschichte - vom Midnight Express über den Rock N’ Roll Express bis zu den Fabulous Ones.
In die Wrestling-Szene hineingeboren
Für Jerry, der am 4. September 1942 auf die Welt kam, gab es immer nur das Wrestling-Business. Er war der Sohn von Christine Jarrett, die bereits für die Promoter Nick Gulas und Roy Welch in Nashville arbeitete und unter anderem die Ticket-Verkäufe organisierte.
„Ich selbst wurde in das Wrestling Business hineingeboren“, erklärte Jerry vor einigen Jahren im Gespräch mit Power-Wrestling. „Als ich drei Jahre alt war, da nahm sich meine Mutter einen Teilzeitjob, um in der Halle hier in Nashville die Tickets zu verkaufen. Sie nahm mich also mit und ich saß herum, während sie in ihrer Box hockte und Tickets für die Shows verkaufte.
Eines führte zum anderen. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, da ließ mich der Veranstalter die Programmhefte verkaufen. Drei, vier Jahre später begann ich damit, am Eingang die Tickets abzureißen.“
Jerry lernte das Wrestling aus sämtlichen Blickwinkeln kennen und übernahm mit fortschreitendem Alter verantwortungsvollere Aufgaben.
Jarrett in Power-Wrestling: „Mit 14 Jahren erhielt ich meinen Führerschein und begann selbst damit, eigene kleinere Shows durchzuführen. Dies machte ich so lange, bis ich aufs College ging. Rund acht Jahre hatte ich nun einen Job, der nichts mit dem Wrestling zu tun hatte. Doch dann kehrte ich zurück und veranstaltete wieder meine kleinen Shows.
Als eines Abends ein Ringrichter fehlte, machte ich auch den Job. Später traf ich noch auf einen Wrestler namens Tojo Yamamoto, der mich trainierte. Daraufhin stieg ich selbst in den Ring. Schließlich erhielt ich die Möglichkeit, mich in die Promotion einzukaufen. Das führte dazu, dass ich meine eigene Company startete.“
1977 gründete Jarrett seine eigene Promotion
Jerry wurde Ende der 1960er zu einem der jüngste Booker des Landes und stieg selbst in den Ring. 1977 gründete er, wie im Gespräch erwähnt, seine eigene Promotion namens Continental Wrestling Association (CWA).
Über einen Sendeplatz auf WMC, der Lokalstation von NBC im Großraum Memphis, wurden die Matches jeden Samstag übertragen und erreichten in den späten Siebzigern bis in die Achtziger Spitzenquoten. Bei der kreativen Arbeit wechselte sich Jarrett über die Jahre mit Jerry Lawler, der ebenfalls Mitbesitzer der Liga wurde, ab.
Gegen die wachsende Konkurrenz der national agierenden World Wrestling Federation hielt Jarrett bis Mitte der Neunziger Jahre stand. Mittlerweile hatte sich das Memphis-Territorium mit den Überresten von World Class in Texas zusammengefügt. Daraus entstand die United States Wrestling Association, die nach einer landesweiten Expansion strebte, es aber nie soweit brachte. Die Matches wurden zeitweise allerdings bei ESPN ausgestrahlt und landeten in den frühen Neunzigern in Deutschland auf einem kleinen pan-europäischen Sender namens „Sportkanal“.
1994 wäre Jerry der Gefängnis-Ersatz für Vince McMahon gewesen...
In den frühen Neunzigern wuchs die Zusammenarbeit mit der damaligen World Wrestling Federation. Immer mal wieder stellte Vince McMahon einige Talente bei der USWA ab. Für McMahon war zu dieser Zeit die Verbindung aber auch deshalb wichtig, da er Jerry Jarrett als Vertreter im Auge hatte, wäre er 1994 im Steroidskandal schuldig gesprochen worden.
Hätte McMahon eine Haftstrafe absitzen müssen, wäre die Geschäftsleitung vollständig an seine Frau Linda McMahon übergegangen. Jerry Jarrett hätte die kreative Arbeit federführend übernommen. Doch soweit kam es nicht: Am 22. Juli 1994 wurde McMahon von allen Anklagepunkten freigesprochen.
Ursprungsplan mit TNA Wrestling ging schief
2002 kehrte Jerry, der zu dieser Zeit mit einem Bauunternehmen sein Geld verdiente, ins Wrestling zurück: Gemeinsam mit seinem Sohn Jeff wurde TNA Wrestling gegründet. Das Pay-Per-View-Bezahlmodell erwies sich allerdings als wenig lukrativ.
Weil im Hintergrund mehrere Fehlentscheidungen getroffen wurden und der Markt für wöchentliche PPV-Shows nie in dem Umfang vorhanden war wie erhofft, geriet das Projekt in seiner ursprünglichen Form rasch in finanzielle Schieflage. TNA Wrestling wurde erst gerettet, als die Carter-Familie als Geldgeber 72 Prozent des Unternehmens übernahm.
Jerry schied aus dem Wrestling-Geschäft aus. Über mehrere Jahre war fortan das Verhältnis zu seinem Sohn Jeff angespannt. Glücklicherweise verstanden sich Vater und Sohn seit einiger Zeit aber wieder bestens.
Im Vorjahr hatte Jerry seinen letzten Fernsehauftritt. In der von The Rock produzierten Reihe „Tales From The Territories“ sprach Jarrett gemeinsam mit Jerry Lawler und weiteren Weggefährten über die gemeinsamen Jahre im Business.
Jerry hinterlässt neben seinem berühmten Wrestling-Sohn Jeff, seine Frau Deborah auch drei weitere Kinder (Jerry jr., Jason und Jennifer) sowie mehrere Enkelkinder.