WWE-Interview: So tickt NXT-Shootingstar Carmelo Hayes!

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Samstag, 10 Dezember 2022 um 00:55
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Er zählt zu den heißesten Talenten bei WWE: Carmelo Hayes hat die Aufmerksamkeit des NXT-Publikums – und steht in der Nacht auf Sonntag in der ersten „Iron Survivor Challenge“. Wir haben mit Melo über seinen Weg zu WWE, „Deadline“ an diesem Wochenende und Pläne für 2023 gesprochen.

In der Nacht auf Sonntag steht das letzte große Live-Special des Jahres auf dem WWE Network auf dem Programm!
Bei NXT „Deadline“ erwartet alle Wrestling-Fans eine Premiere. Erstmals überhaupt findet die „Iron Survivor Challenge“ statt – ein 25-minütiger Wettbewerb mit fünf Teilnehmern. In diesem Zeitfenster müssen die Teilnehmer so viele Entscheidungen wie möglich sammeln, um als Sieger ein zukünftiges NXT-Titel-Match zu erhalten.
Die „Iron Survivor Challenge“ findet in doppelter Ausführung statt – einmal für die Frauen, einmal für die Männer. Die Teilnehmer im Match um ein zukünftiges Match gegen den amtierenden NXT-Champion sind: JD McDonagh, Grayson Waller, Joe Gacy, Axiom und Carmelo Hayes.
Mit Carmelo Hayes steht ein absoluter Überflieger der NXT 2.0-Generation im Line-Up. Der 28-jährige startete 2014 im Wrestling, steht seit Anfang 2021 unter WWE-Vertrag. Seitdem gewann der Gewinner des NXT-Breakout-Turniers (2021) bereits zwei Mal die NXT North American Championship und ist derzeit letzter Halter der NXT Cruiserweight Championship.
Im Vorfeld zu NXT „Deadline“ (in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 2 Uhr live und exklusiv auf dem WWE Network zu sehen, danach jederzeit auf Abruf) haben wir mit Carmelo über das bevorstehende Premium Live Event, seine bisherigen Erfahrungen bei NXT und die Aussichten für 2023 gesprochen.

Die „Iron Survivor Challenge“ feiert WWE-Premiere

Die „Iron Survivor Challenge“ hat das vielleicht komplexeste Regelwerk, das es jemals in einem Match bei WWE gegeben hat. Was hast du gedacht, als du von dem neuen Match gehört hast – und später wusstest, sogar darin anzutreten?
Ich musste die Regeln ein paar Mal lesen, um sie zu verinnerlichen. Mittlerweile verstehe ich sie viel besser – es ist ziemlich einfach: Wir haben 25 Minuten Zeit. Für einen Pinfall gibt es einen Punkt. Wer gepinnt wird, muss in die Strafbox.
Meine Einstellung wird es also sein, nicht gepinnt zu werden. Denn dann verlierst du Zeit auf der Uhr. Ich glaube, das Match wird sich beim Anschauen einfacher erklären. Aber ich habe das Regelwerk auf jeden Fall drauf.
Seit dem Start bei NXT standest du bereits in verschiedenen Matches unter Sonderregeln: Triple-Threat-Matches, Leiter-Matches, sogar WarGames! Hast du weitere Stipulation-Matches, die du in Zukunft unbedingt bestreiten willst?
Ich will auf jeden Fall in die Elimination Chamber. Und ich will auch an Money in the Bank teilnehmen. Dazu wir es auch dazu kommen! Im Royal Rumble will ich natürlich auch stehen. Ich habe noch viel vor. Ich will nichts verpassen.
JD McDonagh, Grayson Waller, Joe Gacy und Axiom sind deine Gegner in der ersten „Iron Survivor Challenge“. Was sagst du zum Teilnehmerfeld?
Es fühlt sich für mich so an, als stünden die Besten der Besten darin. Das sind alles Jungs, die es wirklich drauf haben. Ich nehme keinen auf die leichte Schulter und freue mich schon extrem darauf. Mit JD McDonagh ist zum Beispiel ein früherer NXT Cruiserweight Champion mit dabei. Diese Gegner muss man auf jeden Fall ernst nehmen.
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Shawn Michaels gilt als großer Melo-Fan: Hier zeigt Hayes, warum... / Foto: (c) 2022 WWE. All Rights Reserved.

„Mit dem Cruiserweight-Titel hätte ich gerne mehr gemacht“

2022 ist bald vorbei – ein Jahr, das bereits aufregend für dich begann. Denn gleich Anfang Januar hast du als amtierender North American Champion in einem Unification-Match die Cruiserweight Championship gewonnen und wirst aktuell damit in den Geschichtsbüchern als letzter Halter geführt. Das Vermächtnis dieses Titels, in unterschiedlicher Form, geht bis in die WCW zurück. Ist das eine Sache, die dir wichtig ist und für die du nachdenkst?
Das sollte häufiger in meine Gedanken kommen. Nur war es so, dass ich den Titel ja nie wirklich gehalten habe. Dennoch ist das eine große Ehre. Ich habe erst kürzlich mit jemandem gesprochen, der den Titel auch gehalten hat. Und das hat den Jungs eine Menge bedeutet, gerade nach dem Cruiserweight Classic. Das war für alle Beteiligten eine große Sache.
Ich wünschte, die Möglichkeit gehabt zu haben, mehr mit dem Titel zu machen. Vielleicht werden sie den Titel auch eines Tages zurückbringen. Ich versteife mich also nicht darauf, der Letzte in der Liste zu sein. Denn man weiß nie, was die Zukunft bringt.

Hier das Interview anhören:

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War das Cruiserweight Wrestling denn etwas, das dich als Kind begeistert hat – oder was war es, das dich in das Wrestling hineinzog?
Lustig, dass du das sagst, weil als Kind waren die Matches um die Cruiserweight Championship tatsächlich immer das Aufregendste für mich.
Ich begann Wrestling zu schauen, gerade als die Attitude-Ära in die Ruthless-Aggression-Ära überging – etwa 2002, gerade als die „F Out“-Kampagne (Umbenennung von WWF in WWE) lief. Als sich SmackDown um Stars wie Edge, Eddie Guerrero, Kurt Angle und Rey Mysterio drehte. Von da an war ich einfach drin. Zu der Zeit waren die Cruiserweight Championship, aber auch der Intercontinental-Titel eine große Sache.
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Carmelo Hayes gibt alles gegen Solo Sikoa (l.) und Nathan Frazer / Fotos: (c) 2022 WWE. All Rights Reserved.

„Ich war bereit für den WWE-Vertrag!“

Du bist Anfang 2021 von WWE unter Vertrag genommen worden. Das kam zu der Zeit, als die Pandemie das Wrestling massiv einschränkte. Wie blickst du heute auf diesen positiven Einschnitt in dieser Karriere?
Das kam wirklich aus dem Nichts. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. Aber mein Gefühl war, einfach hart arbeiten zu wollen. Ich wollte so viel wrestlen wie möglich. Wie du schon sagtest, kamen wir gerade aus der Pandemie, wo es wirklich nicht viel Wrestling gab. Ich nutzte die Zeit für mein Training, brachte mich in die beste Form meines Lebens. Auch mental war ich vorbereitet.
Ich hatte gerade erst an jemanden von WWE, mit dem ich mich unterhalten hatte, ein paar neue Fotos von mir geschickt. Einfach aus einer Laune heraus, nach dem Motto: „Hey, ich habe viel trainiert, hier ist neues Material von mir.“ Ich dachte mir auch nicht viel dabei, denn man weiß nie. Doch dann kam ein wenig Feedback, später ein Gespräch. Und schließlich erhielt ich ein Tryout. Als ich wieder nach Hause kam, hatte ich einen Vertrag in der Post. Das hat mein Leben verändert – aber ich war auch bereit dazu!
Seitdem trainierst du im Performance Center, wo WWE ja mittlerweile eine sehr große Mannschaft zusammen hat. Es ist sicher im Interesse von allen, das bestmögliche NXT-Produkt zu bringen. Andererseits: Spürst du auch einen Konkurrenzkampf unter den Kollegen?
Ich freue mich wirklich für jeden. Es fühlt sich für mich nicht so an, mit irgendwem in Konkurrenz zu stehen. Das trifft sicher auf andere zu und mir ist auch bewusst, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt so etwas wie Wettbewerb gibt.
Meine Einstellung ist aber: Ich bin auf meiner eigenen Reise, andere nehmen einen anderen Weg, haben andere Ziele. Deshalb sehe ich nicht, wie mir jemand meinen Platz wegnehmen kann. Mein Platz gehört eben mir. Deshalb versuche ich nicht, in Konkurrenz mit meinen Mitstreitern zu treten.
Ich weiß aber, dass es Leute gibt, die sich in einem Wettkampf mit mir sehen. Und das ist völlig in Ordnung. Wenn sie das antreibt, noch härter zu arbeiten, dann bin ich das gerne für sie.
Doch ich sehe das anders. Denn ich kann Dinge tun, zu denen andere nicht fähig sind. Und andere können etwas, das ich nicht bieten kann. Deshalb bin ich einfach in meiner eigenen Spur unterwegs.

Kritik an NXT 2.0 als Anlass, noch härter zu arbeiten

Das „alte“ NXT hat die vergangenen Jahre geprägt und wurde von den Fans gefeiert. War der Druck dann groß, als es im Spätsommer 2021 plötzlich hieß: Jetzt kommt NXT 2.0? Du warst von Beginn an einer der Wrestler, der große Aufmerksamkeit erhalten hat.
Anfangs hat es diesen Druck nicht gegeben. Aber wir wussten auch einfach nicht, wie das neue NXT nun aussehen würde. Nach einer Weile war es dann anders. Es gab sehr viele negative Kommentare zur Show. Das habe ich als Anreiz genommen, härter zu arbeiten. Ich wollte sicherstellen, dass der Beitrag, den ich abliefere, großartig ist. Ich wollte immer ein Lichtblick sein, über den die Leute reden.
Wenn es schon Leute gibt, die meinen, die Show sei Trash, dann wollte ich, dass sie sagen: Aber das, was Mello bringt, ist gut. Das war mein Mindset – und es hätte die Einstellung von jedem sein sollen: Du kannst die Show hassen, mich wirst du aber lieben.
Seitdem dem Start von NXT 2.0 sind gut 15 Monate vergangen. Du spielst durchgehend eine Rolle. Welcher Moment sticht für dich heraus?
Es hat sicherlich schon einige gegeben. Es ist schwer, mich da auf einen festzulegen. Ich will da auch nicht so einen generischen, wie einen Titelgewinn, nennen. Das war natürlich cool, versteh mich nicht falsch.
Was generell besonders war: Dass die ganzen Veränderungen mitmachen konnte. Wir kamen von schwarz-gold mit den Adam Coles, mit den Garganos. Und dann der Veränderungsprozess in eine neue Ära. Als Hunter (Paul Levesque) wieder die Leitung übernahm. Und Shawn, natürlich. Das alles miterlebt zu haben, ist für mich das beste Erlebnis.
Im WWE Performance Center gibt es viele Trainer und jede Menge Veteranen, die sich die Klinke in die Hand geben. Wer hat bisher den größten Einfluss auf dich genommen?
Ich trainiere sehr viel mit Terry Taylor. Wenn du hierherkommst, dann bringst du natürlich bestimmte Fähigkeiten mit – athletische und körperliche. Aber um den Job hier zu machen, braucht es so viel mehr. Gerade, was das Mentale angeht. Vieles wusste ich bisher nicht, auch was die Psychologie angeht. Gerade in dem Bereich habe ich total viel gelernt.
Jedem kannst du die Moves beibringen, aber das ist nur die halbe Miete. Dafür gebe ich Terry Taylor sehr viel Kredit. Darüber hinaus natürlich Shawn (Michaels). Er hat mir viel beigebracht. Dazu Coach (Matt) Bloom. Es gibt so viele großartige Trainer hier, ich vergesse sicher Namen. Booker T ist hier öfter. Viele derer, mit denen ich aufgewachsen bin. Hinzu kommt, dass sich Leute bei mir melden, die mir Feedback und Ratschläge geben. Es ist einfach großartig, diese Erfahrung machen zu können.

Die große WWE-Bühne: „Da gehöre ich hin“

Im Oktober hast du dann erstmals für die Sendung „Main Event“ auf der großen WWE-Bühne ein Singles-Match bestritten. Und das auch noch im Barclays Center in Brooklyn, einer der wichtigsten WWE-Arenen der letzten 10 Jahre. Wie war das für dich?
Mein Gefühl war: Hier gehöre ich hin. Ich würde nicht sagen, dass ich nicht nervös war. Aber ich dachte gleich: Daran kann ich mich gewöhnen. Das hat mir auch gezeigt, dass sich die ganze harte Arbeit gelohnt hat. Natürlich war das nur ein Häppchen, aber es zeigt, wohin dich die ganzen Mühen führen. Das war einfach eine motivierende Erfahrung.
Wie erfährt man als NXT-Star von so einem Auftritt? Muss man sich das vorstellen, dass unerwartet der Anruf kommt?
Genau. Ich guckte gerade SmackDown, als ich den Anruf erhielt. Da sagte man mir: „Du bist am Montag in Brooklyn bei WWE Main Event dabei.“ Meine Antwort: „Okay, ich bin bereit!“
Und dieser Auftritt bei WWE Main Event war doch sicher in gewisser Weise als Tryout für zukünftige Aufgaben zu verstehen?
Was cool ist: Viele der Talente schauen genau hin, was los ist und sehen sich das an. Sehr viele Leute haben dieses Match mitbekommen. Ich würde sagen, dass es nicht nur ein Tryout war. Sie wollten einfach sehen, ob der Hype echt ist. Nach dem Motto: Das ist der Junge, über den alle reden. Dann schauen wir doch mal, was er draufhat.
Ich glaube, dass ich an dem Tag einen guten Job gemacht habe. Und die Leute waren mir gegenüber auch alle super respektvoll und cool. Falls das ein Tryout war, glaube ich, es bestanden zu haben.
2023 steht vor der Tür: Was ist jetzt dein nächstes großes Ziel?
Ich will mir nicht selbst einen Schritt voraus sein. Aber was ich wirklich im Auge habe, ist die NXT-Championship. Ich habe seit anderthalb Jahren bewiesen, dass ich ein Champion mit dem – sogenannten – Mid-Card-Titel bin. Und jetzt will ich allen zeigen, auch der NXT-Champion sein zu können. Das ist derzeit das nächste und größte Ziel, das ich für 2023 habe. Aber du weißt nie, was passieren kann – schließlich ist es WWE!