Es geschah bei der Survivor Series am 18. November 2012 in Indianapolis: Roman Reigns, Seth Rollins und Dean Ambrose platzten in den Main Event zwischen WWE-Champion CM Punk und Ryback. Letzterer wurde von den drei Männern, die für einen Großteil des Publikums Unbekannte waren, per Triple-Powerbomb durch den Kommentatorentisch befördert. Der Ausgangspunkt einer ungeahnten Erfolgsgeschichte.
Bald ein Jahrzehnt später ist Roman Reigns der Endlos-Champion bei WWE, Dean Ambrose alias Jon Moxley trägt wieder den World-Title bei AEW. Mox, der aus guten Gründen keine Lust mehr auf WWE hatte, ist eine große Nummer in einem kleineren Teich und macht sein eigenes Ding. Rollins muss sich hingegen bis heute an Reigns messen lassen. Und am handverlesenen Aushängeschild gibt es für ihn keinen Weg vorbei.
The Shield mit einem letzten Comeback - (c) 2019 WWE. All Rights Reserved.
„Ich bin das, was Edge für Cena oder Savage für Hogan war“
„Sogar als ich den Titel bei WrestleMania (2015) gewonnen hatte – ein großer Moment –, fühlte ich mich immer noch wie die zweite Geige hinter Roman. Es fühlte weiterhin so, als wäre er der Mann . Und ich der Platzhalter, bis er komplett bereit war und ihm der Ball zugespielt werden konnte“, erklärte Rollins kürzlich in einem Interview mit „BT Sport“. Es habe schon damals nie einen Zweifel daran gegeben, dass alles auf Reigns ausgerichtet gewesen sei.
Rollins zieht nach einer Dekade bei WWE deshalb eine ernüchternde Zwischenbilanz: „Nein, ich habe mich in meiner Zeit bei WWE nie so gefühlt, als habe die Firma mir zu verstehen gegeben: ‚Ja, du bist unser Mann. Dein Gesicht kommt überall drauf.‘“
Ob sich das noch einmal ändern könne, wollte Reporter Ariel Helwani wissen. Seth: „Ich weiß es nicht. Ich denke oft, weil ich in der Roman-Ära existiere, wird das nie passieren.“
Und weiter: „Ich glaube, als Roman Leukämie hatte, war es das einzige Mal, dass ich wirklich für den Main Event für WrestleMania in Betracht gezogen wurde. Ich bin wohl das, was Edge für (John) Cena oder (Randy) Savage für (Hulk) Hogan war. So ist das Leben nun mal. Ich will damit nicht sagen, dass ich mich für besser halte. Aber es ist einfach nicht meine Baustelle. Ich fälle diese Entscheidungen nicht.“
„Mit Roman gibt es einen gesunden Wettbewerb“
Das Verhältnis zu seinen Ex-Kollegen von The Shield sieht Rollins entsprechend sportlich: „Das ist ein sehr gesunder Wettbewerb. Wir hatten alle das ultimative Ziel, an der Spitze zu stehen. Dabei profitieren wir voneinander, und das meine ich gar nicht negativ.“
Die Anerkennung für Reigns steht dabei außer Frage. Das Verhältnis blieb auch nach der gemeinsamen Zeit im Team kollegial: „Er ist unglaublich talentiert in dem, was er tut. Als Champion ist er fantastisch. Wir sind noch nie irgendwie aneinandergeraten, zwischen uns beiden lief immer alles glatt.“
„Zwischen Moxley und mir gab es nie irgendwelche Animositäten“
Die direkte Competition mit Jon Moxley gibt es für Rollins seit über drei Jahren nicht mehr.
Seitdem kam die Vermutung auf, der frühere Dean Ambrose und er hätten ein unterkühltes Verhältnis. Zumindest einige schnippische Kommentare in der Öffentlichkeit deuteten darauf hin. Im Gespräch mit Helwani versicherte Rollins aber, er pflege bis heute eine freundschaftliche Verbindung zu Mox, selbst wenn beide nicht mehr so häufig in Kontakt stehen würden: „Animositäten gab es nie. Er ist großartig, zeigt sich in absoluter Bestform und zieht sein Ding bei AEW durch. Ich wünsche ihm nur das Beste.“
Rollins weiter über Moxley: „Wir haben einen unterschiedlichen Terminkalender, andere Themen in unserem Leben. Deshalb finden Gespräche seltener statt. Aber unsere Töchter haben ein ähnliches Alter.“ Mox sei niemand, der häufig Textnachrichten schicken würde. Aber die Chance zu einem Besuch habe Rollins genutzt: „Als wir das letzte Mal in Cincinnati waren, bin ich bei ihm zu Hause aufgetaucht, habe Hallo gesagt und geschaut, wie es ihm geht.“
Ein Jahrzehnt nach The Shield kreuzen sich die Wege von Seth und Mox kaum noch. Dagegen bleibt der Wettbewerb mit Reigns hinter den WWE-Kulissen ein stets präsentes Thema. Über allem steht nach so langer Zeit für Rollins das Zwischenmenschliche. Für ihn ist klar: „Ich habe immer ein großartiges Verhältnis mit diesen Jungs gehabt.“