Zuerst bestätigte Punk jedoch, was über seine Rückkehr bei der
Survivor Series bereits durchgesickert war. Demnach sei der 45-Jährige am Montag vor der Veranstaltung von WWE-Präsident Nick Khan angerufen worden. „Wir wollen dich für den Royal Rumble“, soll Khan ihm gesagt haben. Daraus ergab sich dann aber das Comeback fünf Tage später in der Allstate Arena in Chicago. Der Vertrag wurde unter Hochdruck ausgearbeitet.
Punk war ohne eine Nichtantrittsklausel aus seinem AEW-Deal entlassen worden. Eine Tatsache, die auch Nick Khan nicht bewusst war. „Ich wünschte, das hätten wir gewusst“, soll Nick dazu gemeint haben. Wäre Punk dann sogar noch früher wieder in Erscheinung getreten?
Alte Probleme mit WWE-CCO Paul Levesque wurden aus der Welt geräumt
In den Tagen vor der Survivor Series traf sich Punk zu einem Facetime-Gespräch mit Paul Levesque, um alte Ärgernisse aus der Welt zu räumen: „Wir sprachen über Dinge, die uns beiden einmal sehr ernst waren, und über die wir jetzt lachen können. Wir haben das Kriegsbeil begraben“, so der 5-fache WWE/World-Champion.
Auch nach wiederholter Nachfrage von Reporter Helwani meinte Punk, dass die Zwistigkeiten, die einst auf eine persönliche Ebene gingen (wie das Kündigungsschreiben am Tag seiner Hochzeit mit AJ Lee), vergessen seien.
Punk bestätigte, dass für WrestleMania ein Match gegen Seth Rollins geplant war. Sein Heilungsprozess nach dem Trizepssriss würde besser verlaufen als erwartet. Er meinte, die Fachleute müssten ihn zurückhalten, denn ansonsten wolle er bereits selbst wieder körperlich aktiv werden.
CM Punk bei WWE Raw zwei Tage nach seiner Rückkehr / Foto: (c) 2023 WWE
Besuch bei WWE Raw im Mai: Vince McMahon sorgte mutmaßlich für den Rauswurf
Nicht unerwähnt blieb Punks Besuch im Mai vergangenen Jahres bei einer WWE Raw-Show in Chicago. Damals saß er auf einem Flug von Orlando nach Chicago neben dem früheren Wrestler und heutigen Backstage-Mitarbeiter Jason Jordan, danach kamen noch weitere WWE-Kollegen in die Maschine. Mit allen verstand sich Punk laut eigener Aussage gut.
Hinterher meldete sich seine gute Freundin Bayley bei ihm, die dann vorschlug, er solle doch bei WWE Raw vorbeischauen. Genau das tat der Mann, der WWE einst im Streit verlassen hatte und traf unter anderem auf alte Kollegen wie The Miz.
Auch zur Begegnung mit Triple H kam es. Kurz darauf wurde Punk jedoch höflich gebeten, doch wieder zu gehen. Damit hatte er nach eigener Aussage gerechnet.
Punk ergänzte, Triple H habe wohl bei Vince McMahon nachgefragt, der zu diesem Zeitpunkt wieder Teil der Firma war und an dem Tag per Videoschalte mit der Produktion in Verbindung stand. Vince habe ihn letztlich rausschmeißen lassen, vermutete der ungebetene Besucher.
Bei AEW will man sich übrigens nach Punks Raw-Aktion hintergangen gefühlt haben.
Nur kurzer Kontakt mit WWE-Gründer Vince McMahon
Zu einer Begegnung mit Vince McMahon sei es nach seiner Vertragsunterzeichnung im vergangenen Herbst nur einmal gekommen. Als Punk in Stamford zu Gast war und im Gym des WWE-Firmengebäudes trainierte, sei es zu einem kurzen Treffen mit Vince gekommen. McMahon habe ihn zurück zu Hause willkommen geheißen. Ein längeres Gespräch sei dann ausgemacht worden, doch dazu kam es nicht mehr.
Die Klage gegen McMahon wegen der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs habe Punk nur in Teilen gelesen. Doch schon allein die SMS-Nachrichten seien unentschuldbar, so Punk. Letztlich würde aber auch nicht wichtig sein, wie er über McMahon denke, sondern wie man den Opfern bestmöglich helfen könne.
Das Business sei unter diesen Umständen jedenfalls besser dran als mit McMahon. Punks Standpunkt zu Vince: „Er hat sein Leben damit ruiniert, das Leben anderer zu ruinieren.“
CM Punk über Tony Khan: "Ein netter Typ - aber kein Boss!"
Auch die Zeit bei AEW durfte im Gespräch mit Helwani nicht fehlen. Darin stellte Punk zu seinem vorherigen Boss Tony Khan fest: „Er ist kein Boss. Er ist ein netter Typ. Das geht letztlich auf Kosten der Firma.
Aber es ist nicht meine Firma. Ich bin ein Outsider und dachte, man holt mich, um Merchandise, Tickets und Pay-Per-Views zu verkaufen. Das habe ich offensichtlich getan. Doch darum geht es dort nicht. Und einigen hat das nicht gepasst.“
Worum es AEW stattdessen gehen würde, wollte Helwani wissen: "Ich weiß es nicht. Ich denke, vielleicht einfach gute Matches zu haben? Und daran ist nichts auszusetzen."
Punk betonte wiederholt, er würde nicht im gleichen Geschäftsfeld wie AEW arbeiten. Dort gehe es nämlich nicht darum, Geld zu verdienen. Vielmehr wurde impliziert, dass All Elite Wrestling einfach nur das umsetze, was Tony Khan gerne sehen wolle. Doch allein schöne Matches zu bieten, würde laut Punk kein nachhaltiges Geschäftsmodell darstellen.
Punk: „Wenn du glücklich damit bist, dass irgendein Vogel sagt, du hattest ein Fünf-Sterne-Match, aber die Halle ist nur zu einem Viertel gefüllt, dann sind wir nicht im selben Business.“
Punk beschreibt seinen letzten Arbeitstag bei AEW
Im Detail sprach Punk über seinen letzten Arbeitstag für AEW im vergangenen August bei „All In“ in London. Dem vorausgegangen sei ein Vorfall bei einer AEW Collision-TV-Show, wo Punk von Tony Schiavone gebeten wurde, mit Jack Perry („Jungle Boy“) zu sprechen.
Perry hatte in einem Backstage-Angle die Fensterscheibe eines Mietwagens zerstören wollen. Bevor Punk herbeigerufen wurde, hatte sich Jungle Boy bereits mit weiteren Mitarbeitern aus dem Produktionsteam angelegt.
Punk habe die Situation damals an Perry herangetragen. Das tat er nach eigener Aussage in einem ruhigen Gespräch. Punk habe Perry mitgeteilt, dass es keine kluge Entscheidung sei, den Mietwagen zu zerstören.
Danach habe er Tony Khan gesagt, sich darum kümmern zu müssen: "Ich bin zu Tony gegangen und habe gemeint: 'Bitte kümmere dich darum. Also bitte.' Und er sagte: 'Was soll ich tun?' Ich erwiderte: 'Ich sage dir nicht, was du tun sollst, sei einfach der Boss.'"
Später kam es dann bei „All In“ in London zur Situation, als Perry in der Pre-Show die Scheibe einer Limousine zerstörte und dann einige Worte in die Kamera sprach, die Punk als persönliche Botschaft verstand (und die ganz sicher auch so gemeint waren).
"Ich dachte, ich würde etwas Verantwortungsvolles tun", beschrieb Punk die anschließende Backstage-Konfrontation mit Perry bei der Show im Wembley-Stadion. "Ich habe niemanden geschlagen, ich habe nur jemanden ein wenig gewürgt. Samoa Joe war da und sagte mir, ich solle aufhören. Dann habe ich auch aufgehört. Ich drehte mich zu Tony (Khan) um und sagte: 'Dieser Ort ist ein verdammter Witz. Du bist ein Clown. Ich kündige!'"
Punk kündigte also nach eigener Aussage selbst, AEW kommunizierte später seinen Rauswurf nach einer internen Prüfung. Seinen letzten direkten Kontakt mit Tony Khan habe Punk bei diesem Backstage-Vorfall gehabt, danach hätten beide nicht mehr miteinander gesprochen.
Dafür hatte Khan in einem kuriosen öffentlichen Statement gemeint, bei dem Backstage-Vorfall um sein eigenes Leben gefürchtet zu haben. Zu dieser Aussage meinte Punk: "Ich kann dir nicht sagen, was Tony gefühlt oder gedacht hat. Aber ich habe nie etwas getan, was ihn um sein Leben hätte fürchten lassen müssen." Stattdessen behauptet der heutige WWE-Star: "Es gab eine konzertierte Aktion, um mich zu verleumden und zu versuchen, meinen Charakter zu ruinieren. Und das ist sozusagen der Ursprung des ganzen Dramas."
CM Punk vor seinem letzten AEW-Match in London / Foto: (c) 2023 AEW
Zum "Brawl Out" in Chicago herrscht Stillschweigen auf allen Seiten
Eigentlich hatte Punk bereits ein Jahr zuvor damit gerechnet, dass sein letzter Arbeitstag gekommen war. Nach der Backstage-Prügelei mit den Jackson-Brüdern und Kenny Omega Anfang September 2022 sei er davon ausgegangen, nicht mehr zu AEW zurückzukehren. Zumal im Anschluss zwischen der Firma und ihm über Monate Funkstille herrschte.
Der als „Brawl Out“ unter den Fans bekannte Vorfall konnte von Punk nicht besprochen werden, denn dazu waren Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnet worden. Punk stellte aber klar, dass er selbst nichts zu verheimlichen habe und implizierte, wegen des Handelns anderer das sogenannte NDA unterschrieben zu haben.
Ebenso ließ er auf Nachfrage offen, ob sein damaliger erster Trizepsriss bei der Backstage-Schlägerei passiert wäre oder bereits zuvor im Match gegen Jon Moxley. Dieser Moment im Interview kam jedoch äußert merkwürdig daher, da es bisher immer hieß, die Verletzung sei bereits eindeutig während des Matches passiert.
Generell ließ Punk seinen vorherigen Arbeitgeber als ziemlich unprofessionell erscheinen. So habe er sich nach dem Trizepsriss selbst um eine Operation und die Behandlung kümmern müssen, von der Wrestling-Promotion sei außer einem Gespräch mit AEW-Arzt Dr. Michael Sampson nichts gekommen. Punk wunderte sich, ob es bei den Jacksonville Jaguars, dem NFL-Team der Khan-Familie, ähnlich laufen würde.
Seinen ersten Trizpesriss verglich er mit der medizinischen Betreuung der identischen Verletzung (an seinem anderen Arm), die er derzeit auskuriert. Allein weil bei WWE deutlich professioneller gearbeitet werden würde und die Versorgung viel besser sei, rechnet Punk damit, schneller zurückkehren zu können.
Zu seiner AEW-Laufbahn ergänzte Punk noch, er hätte eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass Tony Khan ihn noch einmal einsetzen würde. Dann war es allerdings Khans Idee, für Punk eine zweite Show („Collision“) ins Leben zu rufen und auf diesem Weg die zerstrittenen Seiten voneinander fernhalten zu können.
Punk meinte, zu Khan gesagt zu haben, dass das niemals funktionieren würde. Aber Tony wollte unbedingt die zweite Show umsetzen.
Seitdem CM Punk wieder bei WWE ist, friert es laut diesem neuen Shirt in der Hölle
Punk wünscht den Kollegen bei AEW das Beste für die Zukunft
Als Fazit zu AEW sagte Punk: „Sie wollten mich dort nicht haben!“ Damit meinte er gewiss Nick und Matt Jackson, Kenny Omega und den Personenkreis um The Elite. Aber sie alle hätten auch eine ganz andere Auffassung davon, was das Wrestling-Business bedeuten würde.
Über ihn seien „jede Menge Lügen und Bullshit“ in die Welt gesetzt worden. Punk meinte, deshalb heute kaum noch Medienarbeit zu machen. Es gäbe „Reporter“, die ganz offensichtlich mit der Gegenseite befreundet seien.
Aber: Punk wünschte allen bei AEW nur das Beste. "Wenn es um AEW und all das geht, bereue ich meine Zeit dort wirklich nicht, ich bin nur bei einigen Dingen brutal ehrlich." Er habe dort durchaus sehr viel Positives erlebt. Unter anderem habe er neue Freunde gefunden. „Ich hoffe, sie sind dort jetzt glücklich. Ich weiß, dass ich es bin.“
Zu seiner Zukunft stellte Punk in Aussicht: "Konträr zu dem, was mein Trizeps der Welt sagen will, bin ich der Meinung, noch einiges geben zu können.“
Und auch wenn Punk zu verstehen gab, über das AEW-Kapitel eigentlich nicht so viel sprechen zu wollen, schien es ihm dann doch gut zu tun, seine Seite der Medaille darzustellen. Möglicherweise kann er diesen Lebensabschnitt nun endgültig hinter sich lassen. Neue Aufgaben warten - wie zum Beispiel der Einsatz am WWE-Kommentatorenpult am Sonntag bei WrestleMania.