Bobby Lashley: Ich habe gar nicht erst geschlafen. (lacht) Nach dem Sieg ist mir natürlich eine Menge durch den Kopf gegangen. So viele Emotionen, das war schon eine ordentliche Ladung. Es heißt ja, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt, wenn du hart für eine Sache arbeitest. Aber manchmal vergisst du dieses Licht auch. Hinterher saß ich mit den Jungs zusammen, mit denen ich nach den Shows immer ausgehe. Dieses Mal ging der Abend aber länger, und wir haben noch darüber gesprochen, wie ich bis zu diesem Punkt in meiner Karriere gekommen bin.
Total verrückt: Mein Telefon klingelte auch den ganzen Abend und am nächsten Morgen ging es weiter. Nachrichten auf Social Media. Reaktionen von Freunden und Familie. Jungs, mit denen ich am College gerungen habe. Andere Jungs, mit denen ich beim MMA trainierte. Die ganze Liebe, die ich wegen dieses Titelgewinns erfahren habe, ist nicht an mir vorübergegangen.
Wer sind deine größten Unterstützer, die dich zu diesen Erfolgen begleitet haben?
Bobby Lashley: Meine größten Unterstützer sind natürlich meine Familie und meine Kinder. Für sie mache ich alles. Wenn du deinen Kindern zeigen kannst, dass sich harte Arbeit auszahlt. Genau das mache ich. Wenn ich einen Titel gewinne, dann freuen sich alle, wenn ich die Championship mit nach Hause bringe. Dann sind alle glücklich und wir machen Fotos zusammen.
Aber ich habe auch eine Reihe an Personen, mit denen ich aufgewachsen bin, sowie einige Trainingspartner aus dem Ringen. Sie alle wissen, wie hart ich arbeite. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass ich zurückbekomme, was ich reingesteckt habe. Denn das habe ich mir einfach verdient.
”DAS HURT BUSINESS IST ON FIRE”
Die Gründung vom Hurt Business ist jetzt bald ein Jahr her. Und ganz offensichtlich hast du mit MVP sowie Shelton Benjamin und Cedric Alexander ein gutes Jahr gehabt. MVP und Shelton kennst du schon ewig. Wie ist die Zusammenarbeit heute vor und hinter der Kamera?
Bobby Lashley: Es ist bisher einfach großartig, das muss ich wirklich sagen. Als MVP (im Januar 2020) beim Royal Rumble zurückkehrte, habe ich mich gleich mit ihm zusammengesetzt. Wir haben ein Brainstorming gemacht, denn ich hatte schon lange die Idee, eine Gruppierung an den Start zu bringen. Die Idee war gleich, MVP in einer Beraterrolle einzusetzen. Und dann wollten wir Leute dazu holen, die nicht nur als Wrestler zu uns passten, sondern zu denen wir auch auf einer persönlichen Ebene eine enge Verbindung haben. Und die Jungs kenne ich in der Tat schon ewig. Deshalb ist es wirklich eine tolle Zeit. Jeder Tag, den wir gemeinsam erleben, macht Spaß.
Wenn wir bei Raw erscheinen, dann arbeiten wir immer hart. Und hinterher sitzen wir dann noch bei einem kleinen Essen zusammen und überlegen, wie es weitergehen kann und entwickeln Strategien und Ideen. Die Jungs sind in allen Belangen stark. Das Hurt Business ist on fire. Und wir machen einfach weiter!
Bobby Lashley ist erstmals WWE-Champion - März 2021 - (c) WWE. All Rights Reserved.
Was sticht nach einem Jahr Hurt Business für dich heraus. Was waren Highlights?
Bobby Lashley: Man spricht ja immer von Matches, und Matches sorgen natürlich für Highlight-Momente. Was für mich aber einfach heraussticht, ist diese Energie, die von uns als Gruppe ausgeht. Wenn wir gemeinsam im ThunderDome auf der Stage stehen. Wenn wir alle gemeinsam unser Titelgold hochhalten. Das ist nicht nur ein Highlight für mich persönlich, sondern für die gesamte Gruppe. Es gab am Rande auch so viele persönlich schöne Momente, auch wenn wir nach unseren Auftritten Zeit miteinander verbringen. Allerdings gibt ja eine besondere Redewendung: Das Beste kommt noch.
Über bis hierhin: Als wir alle das Gold in die Luft strecken konnten. Das hat uns als Fraktion einfach legitimiert. Das war großartig.
”SHELTON UND CEDRIC SIND DIE IDEALBESETZUNG“
Speziell hat das Hurt Business auch Shelton Benjamin und Cedric Alexander geholfen. Ihre WWE-Karrieren schienen vor der Aufnahme in die Gruppe in einer Sackgasse. Wie schätzt du ihre Position ein?
Bobby Lashley: Als wir das Hurt Business zusammenstellten, blickten MVP und ich auf den gesamten WWE-Kader. An Shelton Benjamin und Cedric Alexander konnten wir nicht vorbeigehen. Guck dir Shelton an: Er war schon über seine gesamte WWE-Karriere hinweg großartig im Ring. Das gilt aber auch für Cedric. Beide mussten einfach in eine ideale Position gebracht werden. Sie mussten die richtigen Leute um sich haben, die das Potential in ihnen sehen. Genau dafür haben MVP und ich Sorge getragen. Die beiden Jungs waren wegen ihres Talents die Idealbesetzung für uns, gleichzeitig sind sie zudem noch gute Freunde. Es ist toll, die Jungs nun ganz oben sehen zu können. Da gehören sie hin.
Wenn das Hurt Business noch um ein weibliches Mitglied erweitert werden sollte, wer wäre für dich eine gute Besetzung?
Bobby Lashley: Oh, so fangen Gerüchte an. (lacht) Ich glaube, es gäbe gleich mehrere würdige Kandidatinnen. Wer gut zu dem passen würde, was wir machen und wer auch schon öfter in Tweets aufgetauchte, ist Naomi! Sie steht ganz oben auf der Liste. Eine Person, an die noch nicht viele gedacht haben: Mickie James. Wir beiden haben damals ungefähr zur selben Zeit bei WWE angefangen. Wir haben schon sehr lange einen engen Draht zueinander. Und meiner Meinung nach hat sie eine ähnliche mentale Herangehensweise an ihren Job wie wir.
Es gibt noch ein paar andere Namen, über die wir in der Tat schon gesprochen haben. Ich möchte zwar niemanden außen vorlassen, belasse es hier aber mal bei diesen beiden.
”ALI IST EINER DER BESTEN IM BUSINESS“
Im Vorjahr haben wir eine lange Rivalität zwischen dem Hurt Business und RETRIBUTION miterlebt. Glaubst du, dass es für RETRIBUTION noch einen Weg zurück gibt und sie doch den Aufstieg schaffen können?
Bobby Lashley: Was ich weiß: Ali führt RETRIBUTION an und er ist unglaublich gut. Er hat einen starken Verstand für das Geschäft. Er hat eine Menge Energie und bringt das alles bei RETRIBUTION ein. Sie haben noch einen weiten Weg zu gehen. Aber ich glaube, wir werden noch ein Wiederaufleben der Gruppe sehen. Sie müssen sich vielleicht nur eine andere Show suchen, denn sie können sich nicht eine Show mit dem Hurt Business teilen. (lacht)
Das Hurt Business hat bei Raw alle Fäden in der Hand. Vielleicht sollten sie es bei SmackDown probieren. Aber: Ich mag die Jungs sehr, die Fehde fand ich auch toll. Sie haben einige große, taffe Kerle im Team. Und allen voran Ali, der für mich einer der Besten im Business ist.
2008 hast du WWE verlassen. Gut 10 Jahre später bist du zurückgekehrt. Gab es zu diesem Zeitpunkt noch Bedenken, dieses Comeback zu machen? Was hat dich letztlich zur Rückkehr getrieben?
Bobby Lashley: Gezögert habe ich gar nicht. Die Motivation habe ich aus meinem damaligen Abgang gewonnen. Manchmal musst du in deiner Karriere einfach einen Schritt zurückmachen, um nach vorne zu kommen. Als ich ursprünglich WWE verließ, gab es im Kampfsport einige unerledigte Dinge, die ich unbedingt angehen wollte. Außerdem gab es privat ein paar Themen zu dieser Zeit. Als ich WWE verließ, bin ich direkt ins Kampfsporttraining gegangen.
Ich dachte, das würde die Anspannung etwas nehmen, weil ich ja immer noch den Wettbewerb suchte. Dem Fighting habe ich mich deshalb gewidmet, weil ich mich selbst legitimieren wollte. Wäre es später zum Duell mit Brock gekommen, hätte ich das Fighter-Wissen mit einfließen lassen können. Und wenn du jetzt jemanden wie Drew hast, dann bin ich mit meinem Kampfsporthintergrund ein glaubwürdiger Rivale, der ihm auf Augenhöhe begegnen kann. Ursprünglich wollte ich gar nicht weg. Und als ich dann zurückkehrte, wusste ich, dass die Zeit reif dafür war. Ich war bereit für mein Comeback!
”ICH HABE AUF MEINE ZEIT GEWARTET“
Nach deiner WWE-Rückkehr und vor dem Hurt Business hast du einige merkwürdige Storyline-Momente durchlebt, etwa mit Sami Zayn und deinen „Schwestern“. Währenddessen wurdest du immer wieder nach einem Match mit Brock Lesnar gefragt. Doch dazu kam es nie. War da auch Frust mit drin auf diesem Weg zum WWE-Titel?
Bobby Lashley: Ich liebe wirklich alles, was ich bisher bei WWE und anderswo gemacht habe. In der Vergangenheit habe ich von Leuten oft gehört: ‚Oh, du bist einfach nicht in der Position, in die du wirklich gehörst!‘ Aber ich entgegne dem immer: Das Leben ist eine Reise. Und ich habe stets unter Beweis gestellt, für meinen Aufstieg meinen Teil erbracht zu haben. Ich bin für die Show da, und ich habe auf meine Zeit gewartet.
Was Brock angeht: Lange wollte ich gegen ihn antreten. Aber wir haben auch gesehen, wie schnell Drew der Sieg über Brock gelungen ist. Jetzt ist Drew derjenige, den du schlagen willst, um dich zu beweisen. Immerhin hat Drew schon große Siege gegen Brock oder gegen Goldberg eingefahren. Ein Match von mir gegen Brock war lange diese fast schon mysteriöse Traumansetzung. Aber jetzt ist Brock abgelöst worden. Jetzt willst du einen Sieg gegen Drew landen!
Wenn du dir aus heutiger Perspektive zum Start deiner Wrestling-Karriere selbst einen Ratschlag geben könntest, welcher wäre das?
Bobby Lashley: Einfach stark bleiben! Das Wrestling-Geschäft bringt definitiv seine Höhen und Tiefen mit sich. Du wirst nicht immer oben mitspielen. Manchmal musst du hart dafür kämpfen und kriechst geradewegs über den Boden. Deshalb würde ich immer Beharrlichkeit predigen! Du musst im Kampf bleiben, darfst niemals aufgeben. Mein Lieblingszitat lautet: Je härter du arbeitest, desto mehr Glück hast du auch. Vor harter Arbeit scheue ich niemals zurück. Dann wird das Schicksal dir holt sein.
(Notiz: Das Interview wurde ganz offensichtlich kurz vor der Auflösung des "Hurt Business" gemacht. Diese Trennung kam aber auch plötzlich ...)