Sein Tod wirft die deutschen Wrestling-Fans in die gefeierte Wrestling-Ära der Neunziger zurück – als sich WWE und WCW bekriegten. Scott Hall war mittendrin.
Am Montag ist Hall im Alter von nur 63 Jahren gestorben. Anfang des Monats war ihm eine künstliche Hüfte eingesetzt worden. Ein Eingriff, um das Leben der Wrestling-Legende aufzuwerten. Die Operation verlief erst problemlos. Doch dann setzte sich ein Blutgerinnsel frei, das in Halls Blutbahn gelangte. Am Samstag erlitt der Mann, den Federation-Fans einst als „Razor Ramon“ kannten, drei massive Herzinfarkte.
Nur noch Maschinen konnten Hall am Leben halten. Familienmitglieder eilten ins Wellstar Kennestone Hospital in Marietta (Georgia), um Abschied zu nehmen. Am Montag wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet. Halls Angehörige blieben in den letzten Stunden an seiner Seite.
Am frühen Dienstagmorgen (dt. Zeit) schrieb Halls Freund Sean Waltman auf Twitter: "Er hat uns verlassen."
Jetzt trauern Fans auf der ganzen Welt um einen Wrestling-Star, der mit seinen Auftritten eine ganze Generation prägte.
Scott Hall in seiner großen WWE-Zeit als Razor Ramon / Foto: (c) 2022 WWE. All Rights Reserved.
SCHICKSALSSCHLAG VERÄNDERTE SEIN LEBEN
Noch bevor Scott Hall durch das Wrestling weltberühmt wurde, veränderte 1983 ein dunkles Ereignis für immer sein Leben: In jenem Jahr war Hall in eine Schießerei in einem Nachtklub verwickelt. Eine Person wurde durch Halls Waffeneinsatz schwer verletzt, erlag später ihren Verletzungen. Hall wurde wegen Totschlags angeklagt. Die Beweislage war nicht eindeutig, das Verfahren wurde letztlich eingestellt. Es hieß immer, Hall habe in Notwehr agiert.
Diese Nacht blieb Hall immer in Erinnerung und veränderte sein Leben. Mehr und mehr wandte sich Hall Drogen und Alkohol zu. Und der Einstieg ins Wrestling-Business sorgte dafür, dass sich über die Jahre diese Spirale nur noch schneller drehte.
In seinen erfolgreichsten Jahren war Hall ein gebrochener Mann. Das wussten Wrestler wie Fans, die ihn am Rande der Shows immer wieder unter dem Einfluss von Alkohol und anderen Substanzen erlebten.
Doch der Wille zum Leben trieb Hall an. Ein Stück weit half in den vergangenen Jahren die Arbeit mit Diamond Dallas Page, der sich im Rahmen seines DDY-Fitnessprogramms bereits um einige gestrauchelte Helden vergangener Tage kümmern konnte.
Ein prägender Satz, der bei Halls Aufnahme in die Hall of Fame in Erinnerung blieb: „Hard work pays off, dreams come true. Bad Times don’t last, but Bad Guys do.“
WWE-TRIBUTE-VIDEO:
KARRIERE-HIGHLIGHTS:
DIE NEUNZIGER GEPRÄGT
Aus sportlicher Sicht bleibt festzuhalten: Nur wenige andere Wrestling-Stars waren für die Neunzigerjahre wichtiger als Scott Hall.
Seine aktive Zeit begann bereits 1984 bei der NWA in Florida. Größere Aufmerksamkeit erlangte „Big“ Scott Hall in Minnesota (AWA), wo er gemeinsam mit „Mr. Perfect“ Curt Hennig ein Team formte.
Schon ab 1989 arbeitete Hall erstmals für World Championship Wrestling, unter anderem als „Diamond Studd“. Seine großen Jahre sollten hier jedoch erst später folgen.
1990 verschlug es ihn als „Texas Scott“ nach Deutschland zur CWA.
Legendär: Sein Einstieg bei der damaligen World Wrestling Federation. 1992 kam Hall als „Razor Ramon“. Der kubanische „Bad Guy“ aus Miami war angelehnt an Figuren aus dem Kult-Film „Scarface“. Hall gewann vier Mal die Intercontinental Championship und blieb zwischen 1992 und 1996 eines der markantesten Gesichter bei WWE.
Mit weniger Arbeit und deutlich mehr Geld lockte Eric Bischoff dann erst Scott Hall und wenige Wochen später auch Kevin Nash (Diesel) zu WCW. Die Grundlage für die New World Order wurde geschaffen, die im Juli 1996 gemeinsam mit Hulk Hogan zum Leben erweckt wurde.
Der Wechsel von Hall und Nash war ein Schlüssel-Moment für das Wrestling der Neunziger. Der vorübergehende Siegeszug von World Championship Wrestling begann. Dadurch wurden bald auch Veränderungen bei WWE ausgelöst, bis hin zur „Attitude-Ära“ und dem Aufstieg von Stone Cold Steve Austin.
Das sind Kurswechsel, die bis heute im Wrestling zu spüren sind. Scott Hall bleibt bei alledem eine prägende Figur.
Zu Lebzeiten ist Hall gleich zwei Mal in die WWE Hall of Fame aufgenommen worden. 2014 für seine Solokarriere als Razor Ramon, 2020 dann als Scott Hall mit der New World Order (an der Seite von Hulk Hogan, Kevin Nash und Sean Waltman).
Die New World Order bei der WWE Hall of Fame 2020 - (c) 2021 WWE. All Rights Reserved.
SCOTT HALLS KARRIERE IM PODCAST-RÜCKBLICK
Fast 40 Minuten sprechen wir hier im Podcast über Scott Hall und seine außergewöhnliche Laufbahn:
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KEVIN NASH: „ICH KÖNNTE EINEN MENSCHEN NICHT MEHR LIEBEN“
Mit dem Wissen, dass Halls Leben einige Stunden später endgültig enden sollte, schrieb Kevin Nash am frühen Sonntagmorgen auf Instagram:
„Ich werde den einen Menschen verlieren, mit dem ich mehr Zeit verbracht habe als mit irgendwem sonst. Mein Herz ist gebrochen, ich bin so furchtbar traurig. Ich liebe Scott von ganzem Herzen. Doch nun muss ich mich auf ein Leben ohne seine Gegenwart vorbereiten. Ich kann froh sein, einen Freund gehabt zu haben, der mich so akzeptiert hat wie ich bin – und genauso ich ihn.“
Nash weiter: „Wir bereiten uns auf den Abschied von einem großartigen Kerl vor. So einen wie ihn wird es kein zweites Mal geben. Wir sehen uns später einmal wieder, Scott. Ich könnte einen Menschen nicht mehr lieben so wie ich dich liebe.“
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