Jetzt ist der Mann, den sie einst Big Van Vader nannten, im Alter von 63 Jahren verstorben.
Das gab Leon Whites Sohn am heutigen Mittwoch über den Twitter-Account seines Vaters bekannt. Demnach verstarb White bereits am Montag gegen 19:30 Uhr: "Vor etwa einem Monat wurde bei meinem Vater eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert. Er kämpfte hart dagegen an und machte Fortschritte. Unglücklicherweise hatte sein Herz am Montag genug, seine Zeit war gekommen."
Als der Hüne aus den Rocky Mountains in den späten Achtzigern und seinen Neunziger-Erfolgsjahren mit seiner Qualm-speienden Bullenmaske die Wrestling-Arenen dieser Welt betrat, beeindruckte das seine Rivalen wie Fans gleichermaßen.
Der bewegliche 200-Kilo-Mann räumte im Ring alles ab und heimste Erfolge bei WCW, WWE sowie New Japan-Pro-Wrestling und später All Japan Pro-Wrestling ein. Frühe Erfolge machte ihm allerdings die CWA in Deutschland und Österreich möglich. Als Bull Power wurde er zu einem der letzten Rivalen von Big Otto Wanz.
Die wichtigsten Titel der Promotions hielt White überall, außer in der WWE. Hier wartete er auch bis zum Ende seines Lebens vergeblich auf die Aufnahme in die Hall of Fame. 2016 trat er zwar auf die HOF-Bühne, allerdings als Laudator für Stan Hansen.
Gesundheitliche Probleme zogen sich durch die letzten Jahre seines Lebens: Im März 2018 musste White am offenen Herzen operiert werden. Sein krankes Herz hörte am Montag endgültig auf zu schlagen.
VADER IM INTERVIEW
Das Gespräch mit ihm führten wir 2014. Hier einige Auszüge daraus.
Wie beurteilst du die Promoter von damals und die heute?
Früher wurde alles für sich behalten, vor allem auch die schlechten Sachen. Man regelte das intern und gab eine beide Seiten schützende Erklärung heraus, wenn was schief lief. Heute aber ist das anders. Man braucht einmal nur in der Öffentlichkeit zu niesen oder ein unpassendes Wort zu sagen, schon wird das von einigen Promotern, Leuten, die backstage sind oder dies sonst wie mitbekommen, sofort in den Sozialen Medien breitgetreten. Dein ganzes Leben ist plötzlich in der Öffentlichkeit. Wir leben in einer Welt, die sich grundsätzlich von der noch gar nicht zu langen Vergangenheit total unterscheidet. Die Sozialen Medien sind heute so machtvoll, dass jeder den anderen fair darstellen sollte und nicht versuchen sollte, sich auf Kosten des anderen als besser darzustellen.
Du hast von deiner Vorliebe für Deutschland erzählst, aber dein Ruhm begann ja als Big Van Vader in Japan, von wo er dann in die ganze Welt ausstrahlte und du dann der vielumjubelte und von vielen auch meistgehasste Superstar wurdest. Ist das so richtig ausgedrückt?
So kann man es sagen. Von Deutschland aus ging ich nach Japan, wo ich für Antonio Inoki sehr erfolgreich arbeitete. Wir hatten über Jahre sehr großen Erfolg. Von dort ging ich zu Ted Turners WCW, und auch dieses war eine sehr gute und sehr erfolgreiche Zeit für beide Seiten. Danach stand Mexiko auf dem Programm, das ebenfalls eine äußerst erfolgreiche Zeit war. Jahrelang hatte Andre the Giant die Zuschauerrekorde in den Hallen Mexikos gehalten. Ich schaffte es dann, diese lange gültigen Höchststände zu überbieten. Während dieser Zeit hielt ich drei Weltmeistergürtel gleichzeitig: WCW, New Japan und Mexiko. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich war der Erste, dem dieses gelang.
Du hast damals sicherlich zusammengerechnet Wochen im Flugzeug verbracht und biste Hunderttausende Meilen geflogen.
(lacht)Ja, das kann man so sagen. Ein weiteres Zeichen, dass mir das nichts ausmacht. Ich liebe das Business, und das gehört eben dazu, wenn man weltweit Erfolg haben und eine Legende werden will. Heute ist es aber, gerade für so einen großen und schweren Mann wie mich, viel anstrengender als früher. Aufgrund der heutigen wirtschaftlichen Situation können sich vor allem junge Promoter es sich nicht mehr leisten, US-Stars in der Business oder gar der First Class rüberzufliegen, wie es früher der Standard war. Heute reicht das Geld aber nicht mehr. Und wenn ein fast Zwei-Meter-Mann mit rund 190 Kilo Gewicht sich dann aber dennoch ins Flugzeug setzt und über den Atlantik fliegt, dann macht er sich nicht einen faulen und nutzlosen Tag im Hotel. Auch bekam ich aus Kostengründen eine derart umständliche und zeitraubende Strecke, anstatt wenigstens einen Non-Stop-Flug nach London zu bekommen. Auch das war nicht okay und trug seinen Teil zu meinem körperlichen Zustand bei und war disrespektierlich.
Vor fast genau zwei Jahren hast du bei einer Raw-Show dein Comeback bei der WWE gefeiert, und alle Fans sahen, dass du noch hervorragend aussiehst und in einer genauso hervorragenden Verfassung warst und jubelten dir deswegen zu. Was war es für ein Gefühl, nach einer so langen Zeit wieder bei der WWE zu sein?
Ich war von den Reaktionen der Fans völlig überrascht. Ich bin der WWE wirklich dankbar, dass sie mich hierfür zurück holten, und ich hatte die ganze Zeit über ein breites Grinsen im Gesicht.
Was mir auffällt, ist, dass gerade viele der alten Wrestler besonders umjubelt werden, wenn sie zurückkommen, wie etwa auch Goldust. Glaubst du, das hängt damit zusammen, dass es früher viele besondere Charaktere und Gimmicks gab, während heute die meisten Wrestler mehr wie normale Menschen aussehen?
Ich sehe das nicht so. Ich glaube vielmehr, dass es für die Fans etwas ganz Besonderes ist, wenn sie die Helden der Vergangenheit wieder sehen. Etwas, dass sie nicht jede Woche zu sehen bekommen, sondern das vielmehr eine ganz besondere Überraschung darstellt.
Hat sich die Produktion geändert oder ist alles im Grundsatz gleich geblieben. Was hattest du bei deiner Rückkehr für einen Eindruck?
Es ist eigentlich gleich geblieben. Es gab wie zu meiner vollzeitaktiven Zeit nach wie vor sehr viele Mitarbeiter hinter den Kulissen, die das ganze zu einer perfekten Show machten. Es war nicht wie bei kleinen Promotions, wo nur wenige hierfür verantwortlich waren oder gar improvisiert werden musste. Die WWE ist eben die mit Abstand größte Wrestling-Promotion auf der Welt, und das merkt man bei der Zusammenarbeit mit ihnen sofort.
Auch in 2012 hast du in Japan gegen Chris „The Bambikiller“ aus Österreich gekämpft. Ich weiß nicht, ob du dich daran noch erinnerst. Chris ist auch ein Protegé von Big Otto Wanz und ist heute einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Wrestler.
Vader: Ja, ich erinnere mich an ihn. Wir kämpften einmal zusammen und einmal gegeneinander. Er hat eine gute Figur, ist sehr schnell und auch kämpferisch sehr gut. Meiner Meinung nach ist er ein hervorragendes Talent, das eine sehr große Zukunft vor sich hat.
Schaust du dir eigentlich noch regelmäßig Wrestling im Fernsehen an, und falls ja, was ist deine Meinung hierzu?
Das mache ich. Ich habe auch ein Abo für das WWE Network, das für nur 10 Dollar im Monat sehr billig für das ist, was man sich dort alles ansehen kann. Ich glaube, die meisten der heutigen Wrestler können von der Körpergröße nicht mit uns mithalten, sie sehen aber auf jeden Fall besser aus und sind auch die besseren Wrestler.
Die WWE geht für mich auf jeden Fall in die absolut richtige Richtung. Die Charaktere werden wieder stärker. Leute wie Brock Lesnar oder Roman Reigns begeistern mich, und auch die Storylines, die derzeit auf den Weg gebracht werden. Ich finde die Ausrichtung der WWE auf jeden Fall deutlich besser als noch vor drei oder vier Jahren.
Eine Leserfrage: Du gehörtest immer zu den körperlich schwereren Wrestlern, hattest aber dennoch viele sehr gute technische Manöver in deinem Kampfstil, wie etwa den Monnsault. Wie kam es, dass du gerade ihn als deinen Abschlussmove auswähltest?
Ganz einfach: Weil ich es konnte. Ich war der erste 200 Kilo-Mann, der einen Moonsault ausführte. Ich war der erste 200-Kilo-Mann, der den Moonsault vom zweiten Seil schaffte. Das war sehr ungewöhnlich, und die Fans freuten sich darüber. Und genau das ist meine Aufgabe.
Vor 20 Jahren kämpftest du bei der WCW in München gegen Mick Foley, der in diesem Jahr sein linkes Ohr verlor. Kannst du dazu was sagen.
Ja, im vergangenen Jahr waren wir zusammen auf einer Convention und wurden gerade hierzu ausgefragt. Wenn du so willst, zelebrierten wir dort den 20. Jahrestag dieser Geschichte.(lacht)
Hast du irgendein ganz besonderes Match, an das du dich gerne erinnerst. Mir fallen da die Kämpfe zu Beginn der 90er Jahre gegen Ric Flair ein, die auch in eine hervorragende Storyline eingebunden waren. Wie siehst du das?
Ich erinnere mich an viele Matches, etwa auch ganz besonders an die gegen Big Otto Wanz vor bis zu 25.000 Zuschauern in Bremen. Oder gegen Antonio Inoki in Japan oder Stan Hansen. Inoki und ich kämpften im Tokyo Dome von 75.000 Menschen und ich gegen Stan Hansen an gleicher Stelle sogar vor 87.000 Fans. Und dann in den USA die ganzen Kämpfe gegen Ric Flair, Cactus Jack und Ricky Steamboat. Oder in der WWE die gegen Shawn Michaels und den Undertaker. Nicht zu vergessen die Kämpfe in Mexiko. Es fällt mir sehr schwer, ein Match herauszupicken, das mein bestes gewesen sein soll.
Ich erinnere mich an ein Match gegen Stan Hansen. Er war der Champion von All Japan und ich der Champion von New Japan. Bei Schlägen in der Ringecke traf einer mich so unglücklich, dass mir ein Auge aus der Augenhöhle fiel. Ich stopfte es wieder rein und kämpfte noch 27 Minuten weiter.
Was wurde eigentlich aus der schweren Maske, die du immer bei deinem Einzug trugst, wo der Rauch aus den Hörnern kam?
Sie liegt nicht weit von mir entfernt hier im Haus. Heute trage ich sie aber nicht mehr zu den Kämpfen, sondern meist nur noch auf Conventions. Für die Fans ist es immer toll, wenn sie ein Foto mit der Maske auf ihrem Kopf machen können. Zudem ist das Ding zu schwer und unhandlich, um es immer mit sich herum zu tragen. Damals dauerte die Kontrolle der Maske an den Flughäfen länger als mein gesamtes anderes Gepäck. Ich bekam diese Maske als Geschenk von Antonio Inoki.
Hat die WWE jemals mit dir über eine Aufnahme in die Hall of Fame gesprochen?
Ich würde mich sehr darüber freuen, schließlich hatte ich sehr viele sehr gute Matches in der Vergangenheit. Vielleicht klappt es, vielleicht nicht, wir werden es sehen.
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